Montag, 17. Dezember 2007

Tauchfahrt

Weder Eisberg noch Torpedo - das T-Boot ist nicht etwa gesunken, sondern bedauerlicherweise noch auf unbestimmte Zeit offline. Wer es nun gar nicht mehr aushalten kann, mag sich doch zwischenzeitlich mit den rechts im Periskop aufgeführten Blogs die Zeit vertreiben.

Samstag, 17. November 2007

Flugachse

Was genau führt eigentlich die Lufthansa im Schilde? Statt eines blauen etwa bald einen braunen, den Reichskranich? Natürlich sind feindliche Übernahmen und friedvolle Fusionen heutzutage längst an der Tagesordnung, Beteiligungen, wie etwa die derzeit von den in Frankfurt am Main beheimateten Flattermännern in Erwägung gezogene an der Alitalia, eigentlich nicht einmal mehr der Erwähnung wert. Aber muss es nach dem jüngsten Streit um Überflugrechte mit Russland ausgerechnet eine deutsch-italienische Kooperation sein? Also echt.

Nur ein lausiges Strohfeuer

Eigentlich war der Vorfall geradezu prädestiniert der Polit-Eklat des Jahres zu werden: Ausgerechnet der verlotterte Zottelbart Wolfgang Thierse erdreistete sich Altkanzler und Ehrenmann Helmut Kohl zu beschuldigen, "seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen" allein gelassen zu haben und unterstellte ihm auf diese Weise unterschwellig sogar eine gewisse Mitschuld an deren Tod. Während die Bluthunde der Union schnell den Braten gerochen, sich bereits in den Waden des eher an einen Landstreicher als den Bundestagspräsidenten erinnernden Zonen-Zausels verbissen und unentwegt "Rücktritt" gekläfft hatten, legte der liebe Führer jedoch genau jene Gelassenheit an den Tag, die einen jeden großen Staatsmann auszeichnet. Mit der gewohnt väterlichen Großzügigkeit akzeptierte er die wahrscheinlich nicht einmal ernst gemeinte Entschuldigung und ließ den ungeschorenen Unhold noch einmal unrasiert davonkommen. Stattdessen präsentierte der Regierungschef a.D. doch lieber den mittlerweile dritten Band seiner Memoiren: Helmut Kohl und die Gefangene von Oggersheim.

Mittwoch, 14. November 2007

Franzomas

Wer war eigentlich dieser Franz Müntefering, der da gestern seine Kündigung als Arbeitsminister und Vizekanzler eingereicht hat? Irgendwann, wie aus dem Nichts, stand Münte plötzlich auf der Matte: von Gerhard Schröder wie ein weißes Kaninchen aus dem Hut gezaubert, schaute Franz fortan überall heraus, wo SPD draufstand. Zuvor nur eingefleischten Parteigenossen ein Begriff, mutierte Münte nach Schröders Wechsel von der Regierungsbank in den Managersessel schnell zu einer Art Galionsfigur des in Schieflage geratenen Sozi-Schiffes, und wurde mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er die Sozialdemokratie erfunden, sogar zum Stellvertreter Angela Merkels in der neuen großen Koalition.
Ein Paradoxon war Münteferig allemal, denn medial und politisch quasi omnipräsent, ist er dabei niemals großartig in Erscheinung getreten, und selbst im Rampenlicht zog er nicht die ganz große Aufmerksamkeit auf sich: Er war der Backgroundsänger des stimmgewaltigen Startenors Schröder und die Zusatzbeleuchtung für den pfälzischen Kometen Beck, aber hielt sich dennoch immer im Hintergrund auf, höchstens mal an der Flanke, wie der Flügelmann eines Kampfpiloten. Welchen Zielen er nachging, welchem Auftrag er unter Umständen folgte oder welche Erfolge er verbuchen konnte, das alles weiß vermutlich nur er alleine, denn aufgefallen ist er nicht - weder im positiven noch negativen Sinn.
Und nun verschwindet Müntefering wieder in der Versenkung. Nicht aufgrund eines Skandals oder einer Revolte, nein, schlicht aus privaten Gründen. Ein schneller, sachlicher und unspektakulärer Abgang, die selbe Art und Weise auf die er einst aufgetaucht ist. Aus den Schatten in die Schatten, wie ein Agent auf geheimer Mission, ein Phantom wie Roy Makaay im gegnerischen Strafraum, der Franzomas eben.

Samstag, 3. November 2007

Indiana Ivan

Ein unglaublicher Fund könnte schon bald einen Archäologieboom in Russland auslösen: Dort wurde nämlich unlängst eines der ältesten diplomatischen Werkzeuge wiederentdeckt, die Erpressung. Dabei ebenfalls ans Tageslicht gekommen sein müssen einzelne Splitter eines bestimmten sowjetischen Pragmatismus', denn anstatt das antike Druckmittel in einem Museum aufzubewahren - wo es nach Meinung der Experten auch hingehört - probiert man es in der Hoffnung es könne noch funktionieren, gleich mal an Ort und Stelle aus. Als Versuchsobjekt wurde hierzu die Lufthansa Cargo auserkoren, denn in Moskau möchte man die germanischen Gepäckflieger gerne zu einem Umzugsflug von Kasachstan nach Krasnojarsk bewegen. Dass man durch diese Vorgehensweise einen eigentlich gültigen Vertrag außer Kraft setzt, sieht man im Kreml scheinbar etwas lockerer - aber schließlich konnten im Rahmen der archäologischen Renaissance eben auch gut erhaltene Bruchstücke eines russischen Großmachtstrebens geborgen werden. Man darf gespannt sein, was zwischen Wolga und Ural noch so alles ausgebuddelt wird.

Donnerstag, 1. November 2007

Aliens killed my cat

Ungeplant, und wahrscheinlich gerade deswegen, hat die ARD den Privaten gestern Abend vorgemacht, wie gute Late-Night-Comedy auszusehen hat: Eigentlich ging es Sandra Maischberger in ihrer Sendung nur darum, einige Meinungen zur Frage "Ufos, Engel, Außerirdische - sind wir nicht allein?" einzuholen - dass sie selbst, durch die bloße Auswahl ihrer Gäste, den besten Beweis für extraterrestrisches Leben erbringen würde, hätte die TV-Moderatorin wohl selbst in ihren kühnsten Träumen nicht zu denken gewagt.
Wenn etwa der marsianische Bestsellerautor Johannes von Buttlar den noch bei weitem irdischsten Eindruck aller Anwesenden hinterlassen hat, liegt es auf der Hand, dass die Anderen per Anhalter von wo ganz woanders hergekommen sein müssen. Joachim Bublath zum Beispiel, der den Fernsehzuschauern in den 80er Jahren mit Taschenspielertricks die wunderbare Welt der Physik näher zu bringen versuchte, sollte die Rolle des rationalen Wissenschaftlers mimen. Stattdessen brachte sein auf arrogante und naive Art zur Schau gestellter Positivismus eine ohnehin hysterisch zeternd und kreischende Nina Hagen dermaßen in Rage, dass sich der ehemalige Knoff-Hoffer nicht anders zu helfen wusste, als das Studio noch vor Ablauf der Sendezeit zu verlassen. Des einzigen echten Gegenparts entledigt konnte die Punk-Ikone das Gaspedal nun bis zum Anschlag durchtreten: Frau Hagen beklagte unter anderem die Entführungen von Erdenbürgern durch Außerirdische und enthüllte die geheimen Pläne zur Errichtung von Kolonien auf Mond und Mars, in welchen der amerikanische Präsident George W. Bush seine WASP-Elite unterzubringen gedenkt.
Die eigentliche Attraktion dieser Ausgabe von Menschen bei Maischberger war jedoch ein gewisser Parapsychologe namens Walter von Lucadou, dem nach eigenen Angaben einzigen "working scientist" der illustren Runde, neben dem sogar noch Ufo-Papst von Buttlar seriöser als Stephen Hawking wirkte. Von Lucadou, der nebenbei bemerkt eine auch noch staatlich geförderte Beratungsstelle für unerklärliche Phänomene leitet, kam auf einen Redeanteil von gut 75 Prozent, was angesichts seiner Ausführungen, die noch weiter als die unendlichen Weiten des Weltalls waren, jedoch nicht weiter verwunderlich ist. Obwohl zwar viel geredet, hat der gute Mann leider ungleich weniger gesagt - von einem Wissenschaftler, der gezwungen ist, die Glaubwürdigkeit seiner Arbeit mit dem Satz "ich war nicht betrunken" zu untermauern, kann man aber wahrscheinlich auch nicht mehr erwarten. Herausgekommen ist letztendlich immerhin die Erkenntnis, dass "die Welt komplexer ist, als Sie denken, Herr Bublath" - ein Ergebnis, welches selbst den promovierten Physiker In Erstaunen versetzt haben dürfte.
Die Fünfte im Bunde, Fernsehmoderatorin Sabrina Fox, die in engem Kontakt mit Engeln aller Arten steht, kam nicht über die Schilderung eines Zwiegesprächs mit ihrem geflügelten Schutzpatron hinaus, denn der universalgelehrte Herr von Lucadou hatte natürlich auch hierzu sofort eine Anekdote parat.
Wer nun neugierig geworden ist, die Sendung aber verpasst hat, dem sei als kleiner TV-Tipp die Wiederholung (Samstag, 3. November, 22.30 Uhr, 3sat) angeraten. Für Dampfmaschinen-Nostalgiker bietet die ARD allerdings auch einen VHS-Mitschnitt feil - wer also noch über eine entsprechende Apparatur verfügen sollte, kann beherzt zugreifen.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Einer weniger

In vielen Bereichen der Fiktion, und dort vornehmlich in Büchern, Filmen oder Comics aus dem angelsächsischen Kulturraum, kann man der Figur des Evil Twin begegnen, einer physisch zwar exakten Kopie des Protagonisten, moralisch jedoch dessen genaues Gegenteil. Diese Konstellation prädestiniert den bösen Zwilling natürlich dazu, ein gehöriges Maß an Verwirrung zu stiften, denn wer der Gute beziehungsweise der Böse von beiden ist, lässt sich nie mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmen. Dementsprechend bliebe es jetzt, nachdem Polen am Sonntag sein nur ein Jahr andauerndes Gemini-Programm beendet hat, eigentlich offen, ob es tatsächlich den Richtigen erwischt hat, denn auch diese beiden Eier gleichen sich wie ein Kopf dem anderen. Wäre da nicht die - durchaus berechtigte - Frage nach dem Numerus: Kann man im Zusammenhang mit den Kaczynski-Brüdern überhaupt von einem Evil Twin im Singular ausgehen? Immerhin steht fest, dass es jetzt zumindest Einer weniger ist. Und nachdem Donald nun schon den Lolek abgelöst hat, wird doch wohl hoffentlich auch Micky noch mit dem Bolek fertig werden.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Schäuble im Kühlschrank

Natürlich ist die Überschrift dieses Eintrags im übertragenen Sinne zu verstehen, aber schließlich hat der Innenminister selbst Schuld daran, dass man seinen Nachnamen mittlerweile als Synonym für Spanner verwendet.
Nirgendwo sonst kann man ungenierter seiner Big Brother-Passion frönen als im Internet - kein Wunder also, dass genau dort auch eine ganz neue Plattform des Voyeurismus entstanden ist. Anstelle der üblicherweise zu erwartenden hot babes, dreht es sich in diesem Fall jedoch eher um cold cases: Auf Fridgewatcher lassen sich gekühlte Vorratskammern aus aller Herren Länder observieren - wer sich gerne "dabei" beobachten lässt, kann dort natürlich auch selbst intime Fotografien aus der Kryokiste hochladen.
Wem das übrigens ebenfalls alles zu dumm beziehungsweise uncool ist, sollte davon absehen, oben stehendem Link zu folgen und sich stattdessen ein Bierchen aus den eigenen vier kalten Wänden holen gehen.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Peace, Al

Zwar hätte bereits die Tatsache, dass ein gewisser Doktor aus der Pfalz ebenfalls für den Friedensnobelpreis nominiert war, ausgereicht um die Entscheidung zugunsten des ehemaligen US-Vizes zu rechtfertigen; offiziell jedoch konnte das so natürlich niemand formulieren. Deshalb wurde Al Gore nun eben für sein Umweltschutzengagement ausgezeichnet - aber auch dies nicht zu Unrecht, denn das Apple-Aufsichtsratsmitglied hat geschafft, was John Muir und Ralph Nader nicht einmal gemeinsam bewerkstelligen hätten, nämlich ein Umweltbewusstsein in den Vereinigten Staaten zu wecken.
Al Gore hat den Klimawandel zwar nicht entdeckt, aber den richtigen, den amerikanischen Weg eingeschlagen, ihn seinen Landsleuten näher zu bringen: den Weg über die Showbühne. Nicht durch seine zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen, sondern durch das Aussprechen einer unbequemen Wahrheit, für welches er ihm im letzten Jahr sogar mit einem Oscar belohnt wurde, hat er der restlichen Welt vorgemacht, wie sich sogar das Land der ungebremsten Emissionen für dieses Thema sensibilisieren lässt. In Europa scheint man dies verstanden zu haben, denn die Auszeichnung des norwegischen Dynamitfabrikanten ist nicht nur eine Ehrung von Gores Arbeit, sondern setzt diese sinngemäß fort: Die Amerikaner sind mittlerweile nicht nur stolz auf ihren Friedensnobelpreisträger, sie haben auch mitbekommen, warum er es geworden ist.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Glückstag

Irgendwo hatte ich das Stück im (relativ) neuen Werbespot der Deutschen Bahn schon einmal gehört. Und richtig, nach kurzer Überlegung erinnerte ich mich wieder: Der Quiz-Sender 9Live hatte "Lucky Day" vor einiger Zeit ebenfalls für seine TV-Reklame verwendet. Warum die Marktschreier der Gleischaoten ausgerechnet eine Corporate Identity mit dem Fernsehsender angestrebt haben, der seinen Zuschauern für das Überwinden intellektueller Hürden der Güteklasse "Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben, das mit E beginnt" eine Teilnahmegebühr in Höhe von 49 Cent in Rechnung stellt, bleibt wohl auf immer ihr Geheimnis. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Art Revierkampf, wer denn nun der wahre Abzockerkönig, und wer eben nur ein popeliger Beutelschneider ist - dass Lukas, Jim Knopf und Co. nicht nur die paar GEMA-Gebühren für das muntere Musikstückchen berappt haben, sondern obendrein gleich noch den Barden Sasha - der im Spot zum Glück namentlich vorgestellt wird, da zumindest ich diesen jungen Mann nicht erkannt hätte - engagierten, rücken diesen Verdacht zumindest nicht völlig aus der Welt.
In welcher Beziehung der Förderverein für Spielsucht indes zum so genannten "Lucky Day" steht, ist klar: Wer nach 150 Mal Wahlwiederholung tatsächlich eine menschliche Stimme am anderen Ende der Leitung vernimmt, kann mit den gewonnenen 50 Euro immerhin einen Teil des ausschließlich zu diesem Zwecke angehäuften Gebührenberges abtragen. Wie der Glückstag bei den Fuhrmännern der rollenden Nichtraucher-Blechcontainer aussieht bleibt aber irgendwie schleierhaft, obwohl deren Fahrgäste diesbezüglich mit Sicherheit ganz konkrete Vorstellungen haben dürften. Die passen aber wohl besser zum Sankt-Nimmerleinstag.

Montag, 1. Oktober 2007

CSNS - Das Finale

Nun ist es amtlich: Der Huber Erwin beerbt den Stoiber Edmund als neuen Parteivorsitzenden. Bereits nach dem ersten Durchgang musste er von seinen Parteigenossen mit 58,2 Promille aus dem christ-sozialen Bierzelt getragen werden, während sein Herausforderer, der Seehofer Horst, sich mit seinen 39,1 immerhin noch auf den eigenen Beinen halten konnte. Der olympische Gedanke, "dabei sein ist alles", stand wohl für Gabriele Pauli im Vordergrund, denn mit ihren mickrigen 2,5 Tausendstel Blut im Weissbier konnte sie sogar noch im eigenen PKW nach Hause fahren.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass da doch immer noch 0,2 Prozent fehlen. Richtig. Hierbei handelt es sich - wie zu erwarten war - um ungültige Stimmen, die vornehmlich aus den Lagern der Traditionalisten und der Ultra-Traditionalisten stammen: Franz-Josef Strauss und Ludwig II. waren auf den Zetteln in Fraktur vermerkt.

Samstag, 29. September 2007

Pimp my Müesli

Clevere Geschäftsidee oder nur einer von vielen, dem Tod geweihten Versuche im Internet Geldscheine zu drucken? Die Kollegen vom Trierer Medienblog, dem Weblog der Medienwissenschaftler an der Uni Trier, haben mich auf folgende Website aufmerksam gemacht: mymuesli.
Liebhaber des Zürcher Allerlei können dort ihre favorisierte Müesli-Mische zusammenstellen, die, online geordert, vom Postillon direkt in die Küche, respektive an den Frühstückstisch kutschiert wird.
Bei den angegebenen 566 Billiarden auf diesem Wege möglichen Müeslis gelangt man am Ende höchstwahrscheinlich wirklich zu exakt dem einen, alle anderen Cerealien zu ächten. Aber musste dafür tatsächlich ein so trashiger Name wie mymuesli aus der Tonne gezogen werden? Erstickt diese Wahl nicht die durchaus gefällige Idee, dem irgendwie immer noch mit dem Klischee des Fast-Food-Junkie-Internet-Users behafteten Cyberspace einen gewissen Öko-Touch zu verleihen, im Keim, im Kern, im Korn?
Obwohl auf dem T-Boot jeder Versuch willkommen ist, an den Fressnäpfen der Flocken-Monopolisten zu rütteln, wird das Birchermus wohl auch in Zukunft auf dem Speiseplan in der Kombüse fehlen.

Samstag, 22. September 2007

Saurer Apfel

Als mittlerweile durchaus überzeugter Mac-User und noch weitaus überzeugterer ehemaliger Telekom-Kunde musste ich diese Woche schon schlucken, als der Computerhersteller aus Cupertino ausgerechnet die Bonner Telefonzelle zum exklusiven Vertriebspartner für sein neues High-Tech-Handy iPhone machte, denn Gemeinsamkeiten zwischen beiden Konzernen lassen sich nun beim besten Willen nicht ausmachen. Dort wo sich die Kalifornier gewöhnlich durch innovative Technik, avantgardistisches Design und vor allem Benutzerfreundlichkeit hervortun, verkörpern Ron Sommers Erben in der Regel eigentlich das genaue Gegenteil. Bliebe einzig und allein die Tatsache, dass es sich bei beider Kundenkreise um kleine, verschworene Gemeinschaften handelt, die letztendlich den Ausschlag gegeben hat.
Wie dem auch sei, mein erster Gedanke, dass Mutter Theresa nun in die NSDAP eingetreten ist, mag, zugegeben, etwas übertrieben sein. Durchaus berechtigt sind jedoch Vergleiche mit James Bond, der seinen Widersachern fortan in einem Regionalexpress der Deutschen Bahn hinterher jagt, oder dem deutsch-französichen Kulturkanal arte, der sich nun die Übertragungsrechte für Gotthilf Fischers Straße der Lieder gesichert hat.

Donnerstag, 20. September 2007

Telefonterroristen

Während des letzten Eintrags in dieses Weblog klingelte das Telefon: Es war wieder einmal eine dieser computergenerierten Stimmen, die mir mitteilte, dass ich... keine Ahnung was, denn der Zeigefinger drückt in diesen Fällen schneller als der eigene Schatten den Knopf mit dem Symbol 'Hörer auflegen'. Ordentlich erbost über diesen Vorfall grübelte ich lange, ob ein entsprechender Vermerk im Logbuch des T-Boots nicht längst überfällig sei, denn Anrufe dieser Art häufen sich seit geraumer Zeit in einer erschreckenden Zahl. Wegen Geringfügigkeit stellte ich dieses Vorhaben dann aber doch zurück, bis vor fünf Minuten wieder einmal mein Fernsprecher bimmelte: "Guten Tag, hier ist Angelika Maier von Ihrem Gewinn-Service..."
Zum Glück, liebe Angelika, sind Deine Erschaffer clever genug, ihre Rufnummer zu unterdrücken, aber irgendwann, da bin ich mir sicher, wird auch dieses Geheimnis gelüftet werden. Die daraufhin zwangsläufig folgende Sammelklage wird wahrscheinlich auch mehr Unterzeichner haben, als Du an deinen digital-fiktiven Fingerchen wirst abzählen können und, soviel kann ich jetzt schon garantieren, ein Name wird in keinem Fall auf dieser Liste fehlen: Jean-Paul Téddôt, dreimal mit Rotstift unterstrichen und gelbem Textmarker hervorgehoben.

Mittwoch, 19. September 2007

Die Tele-Null

Es gibt gewisse Zeitspannen, die je nach Gusto zu Urlaub oder Ferien deklariert werden können und welche man dementsprechend gerne mal dazu verwendet, um bis in die Puppen in den Federn zu liegen. Obwohl ich mich derzeit innerhalb eines solchen Abschnitts befinde, bin ich aufgrund gewisser Verpflichtungen dennoch dazu genötigt, meinem digitalen Zeitmesser allmorgendlich um 8.00 Uhr den Weckruf zu genehmigen. Zum Glück für den freundlichen Call-Center-Mitarbeiter, der sich heute gegen 8.15 Uhr mit mir in Verbindung setzte, war ich also bereits wach, denn ansonsten hätte das Telefonat wohl eine ganz andere Richtung eingeschlagen - sowohl den Inhalt als auch den Tonfall betreffend.
So jedoch wurde das Gespräch kurz und sachlich geführt, meine drei knappen Antworten "Nein", "Anbieter X" und "Voll und ganz" folgten in der Reihenfolge auf das freudige "Sie haben doch sicher einen Anschluss der Telekom?", das etwas resignierte "Darf man fragen bei welchem Anbieter sie dann sind?" und schließlich auf ein völlig klein beigebendes "Dann sind sie sicher zufrieden?"
Liebe Leute von der Tele2, wie um alles in der Leitung wollt Ihr denn auf diesem Wege neue Kunden gewinnen? Menschen, die einer geregelten Tätigkeit nachgehen, befinden sich zu dieser Uhrzeit doch längst nicht mehr im Haus, und Studenten und anderes arbeitsscheues Gesindel vergrämt man allerhöchstens mit einem Anruf zu dieser unchristlichen Zeit. Selbst Obermanns Schergen klopfen frühestens am Vormittag an, was vielleicht auch ein Grund dafür sein mag, dass Ihr immer noch nur die - wenn auch selbsternannte- Nummer zwei im Tele-Business seid. Nach der misslungenen Aktion von heute morgen würde ich allerdings eher zu Tele0 tendieren.

Mittwoch, 12. September 2007

CSNS

Nach den grandiosen Erfolgen von DSDS (Deutschland sucht den Superstar), VSNP (Vatikan sucht neuen Papa) oder TSHN (Telekom sucht händeringend Neukunden) startet in gut drei Wochen die nächste große Suchaktion: CSNS - CSU sucht neuen Stoiber. Der alte Stoiber (Edmund Stoiber) nämlich legt zum 30. September sowohl sein Amt als bayrischer Ministerpräsident als auch den Parteivorsitz der CSU nieder. Ein neuer Stoiber, der die Geschicke Westösterreichs fortan lenken soll, ist längst gefunden: Günni Beckstein. Welcher Stoiber aber soll in Zukunft der einzigen im Freistaat zugelassenen Partei vorstehen? Eine gute Frage, denn würde man die potenziellen Kandidaten in einer Reihe aufstellen, wäre diese Schlange länger als die geplante Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen im Erdinger Moos. Höchste Zeit also für den T-Boot-Kandidaten-Check zu CSNS:

Horst Seehofer: Uneheliche Kinder kommen in der CSU gar nicht gut an, aber ein eben solches hat sich Seehofer auf sein weiß-blaues Fähnlein zu schreiben. Doch genau hierin liegt seine Stärke: Ob als Gesundheitsminister im Gruselkabinett des Dr. Kohl oder als Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Merkels Pappnasenparade - der erprobte Krisenmanager Käpt'n Horst umschifft alle Skandalklippen, AIDS-verseuchte Blutkonserven, Gammelfleisch und Bastarde. Fazit: Käpt'n Chaos.

Alois Glück: Obwohl er dem alten Parteiadel angehört - immerhin wurde er seinerzeit von Ihro Exzellenz Franz Josef höchstpersönlich zum Staatssekretär berufen - benötigt Alois schon ein großes Quäntchen seines Nachnamens um sich ernsthafte Chancen ausrechnen zu dürfen. Der Autodidakt und passionierte Bergsteiger wird voraussichtlich auch die nächsten 100 Jahren den Landtagspräsidenten im Maximilianeum mimen müssen. Fazit: Verstaubtes Fossil.

Gabriele Pauli: Die lustige Landrätin erfreut sich innerhalb der Partei enormer Beliebtheit: So haben die Genossen sogar ihr Büro abhören lassen, um sich in den Mittagspausen an den Späßen der Ulknudel aus Schweich an der Mosel ergötzen zu können. Das große Problem: Pauli ist eine Frau, und schließlich wird ein neuer Stoiber gesucht, keine neue Stoiberin. Ob ihre jüngst im Magazin Park Avenue zur Schau gestellten BDSM-Avancen hilfreich sind den Anspruch auf den Parteivorsitz durchsetzen zu können ist fraglich. Fazit: Pausenclown.

Günther Beckstein: Eine Kante, ein harter Hund, der seinem Vorbild Wolfgang Schäuble bis auf den Feuerstuhl in nichts nachsteht. Wäre eigentlich der perfekte Stoiber, da er beide Ämter - Ministerpräsident und Parteivorsitzender - ausfüllen könnte. Becksteins großes Dilemma: gehört der evangelisch-lutherischen Konfession an. Fazit: Protestantischer Saupreuss'.

Erwin Huber: Der brave Parteisoldat Huber gilt als aussichtsreichster Kandidat, neuer Stoiber zu werden - geheime Absprachen mit (Noch-)Innenminister Beckstein, der notfalls den CSU-Parteitag von der Polizei stürmen lassen will, bekräftigen dies. Das unter Umständen einzige Manko des unbedingt Konservativen (Huber über Huber): kann gut mit der Kanzlerin. Fazit: Ossi-Sympathisant.

Joachim Herrmann: Joachim wer? Genau. Trotz musterhaften Lebenslaufs (Jura-Studium unter anderem an der LMU, Mitgliedschaften in einer katholischen Studentenverbindung, im RCDS und der Jungen Union) wirkt Herrmann zu blass um die weiß-blaue Polit-Revue anzuführen. Sein Erscheinungsbild - Guido Westerwelle nach einem Platzregen und fünf Gläschen Haselnusslikör - sind hierbei ebenfalls nur bedingt von Vorteil. Fazit: Begossener Pudel.

Prognose: Keiner der Genannten kann hundertprozentig überzeugen, und so wäre es nicht verwunderlich, nach dem Parteitag folgende Antrittsrede des neuen CSU-Vorsitzenden zu hören: "Wenn Sie von Bayern aus... äh, München Bayern regieren und dann... also von München nach Berlin wechseln... und schließlich wieder zurück nach Bayern... äh, München. Schauen Sie sich mal die anderen Länder der Welt... äh, Bayerns, meine sehr verehrten... Münchens oder Europas an, Russland oder sonst wo... die Sowjet Union in Russland oder in... in... in Frankreich. Dann regieren sie praktisch in München, dann in Berlin und wieder in... äh, München. Dann ist doch klar, dass in München alles zusammenläuft, und auch der neue Stoiber der alte ist."

Dienstag, 4. September 2007

Man gönnt sich ja sonst nichts

Eigentlich wollte ich heute Vormittag nur ein paar kleine Besorgungen machen, habe es dann aber doch mal wieder so richtig krachen lassen: nachdem ich die Kasse passiert hatte, lag doch tatsächlich ein ganzer Liter Milch im Netz. Genau das Richtige, um meine Schampus schlürfenden Nachbarn mit einem sarkastischen Muuuh! zurück in den Jacuzzi zu treiben.

Montag, 3. September 2007

Volltreffer

Ein Eigentor, quasi in der Nachspielzeit, scheint Wolfgang Schäuble geschossen zu haben, denn nach seinem grandiosen (Fall)Rückzieher hat er nun offenbar die Sportschützen gegen sich aufgebracht. Sich mit Kleintierzüchtern oder Schachspielern anzulegen, ist eine Sache, sich es jedoch mit den Knarrenfritzen zu verscherzen, könnte selbst für einen Innenminister nicht ungefährlich werden. Eine große Ungerechtigkeit sehen die Ballermänner vor allem darin, dass es Jägern im Vergleich sehr wohl gestattet ist, mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres ein Schießeisen zu erwerben. Schäuble sollte indes darauf achten, seine nächsten Schritte mit Bedacht auszuführen, denn eine Angleichung des Waffengesetztes für die Weidmänner, könnte durchaus zur Folge haben, dass zum Halali, etwa auf Rollwild, geblasen wird.

Sportfreunde Schäuble

Beinahe hätten sich Deutschlands Hobby-, Sport- und sonstige Schützen ab heute so nennen dürfen, denn der Minister für innere Unsicherheit wollte gestern noch eine Lockerung des Waffengesetzes durchboxen, Pardon: ballern. So schnell wie dieses Mal wurde Deutschlands rabiatester Rollstuhlfahrer jedoch noch nie ausgebremst, denn bereits am Morgen trat Sportsfreund Wolfgang wieder den Rückzug an. Ein Grund hierfür mag das Salut sein, welches dem innenministerialen Ego-Shooter von der Opposition, im Speziellen der aus Erfurt, Thüringen entgegengebracht wurde.
Schade eigentlich, denn ein bewaffneter Mob vor dem Innenministerium hätte doch für ungleich mehr Spannung sorgen können, als ein unbewaffneter Haufen Demonstranten.

Sim City 2007

Die Generation der Blogleser wird die Städtebausimulation aus der Softwareschmiede Maxis kennen: Ein Gelände auf einer Karte wird markiert, anschließend zur Bebauung als Gewerbe-, Industrie- oder Wohnviertel freigegeben und eine aus Pixeln bestehende Staubwolke später ist ein neues Einkaufszentrum aus dem Boden gestampft.
Dass dies auch in der Realität funktioniert, durfte ich heute bezeugen. Vor gerade einmal zwei Wochen kündigte ein großes Schild die Eröffnung einer Discounter-Filiale in meiner unmittelbaren Nachbarschaft an, und tatsächlich konnte ich selbige auf meinem heutigen Nachmittagsspaziergang samt Gratis-Probierstand und Hüpfburg schon von weitem erkennen. Die spontane Sim City-Assoziation mag zwar zum Großteil auch den in einiger Ferne sichtbaren Windrädern zu verdanken sein, aber die günstige Lage - ich selbst hätte den Markt nicht anders platziert - zwischen drei separaten Wohnvierteln, zwei studentischen Wohnanlagen und somit einem Potenzial von geschätzt 2000 Kunden, welche den Markt innerhalb von fünf Minuten zu Fuß erreichen können, zeugt durchaus von Parallelen zum Computerspiele-Klassiker.
Ein etwas sonderbares Gefühl hatte ich dann also schon, nachdem ich von der Eröffnungsaktion mit 30-prozentigem Preisnachlass profitiert hatte, denn irgendwie erwartete ich auf dem Nachhauseweg diesen speziellen Mausklick auf meinen Kopf, welcher mir auf der Stelle eine Sprechblase mit dem Satz "Die neuen Einkaufsmöglichkeiten verbessern die Lebensqualität in diesem Viertel erheblich" entlocken würde.

Freitag, 24. August 2007

Die Unbelehrbaren

Zum Glück versank die DDR 1989 in den selben Ruinen aus welchen sie '49 auferstanden war, denn bei der Pisa-Studie hätte sie vermutlich noch schlechter abgeschnitten als der verhasste Bruderstaat im Westen. Wer es nämlich in vierzig Jahren hinter dem antifaschistischen Schutzwall immer noch nicht begreift, dass der einst unter österreichischer Fremdherrschaft eingeführte Lehrplan schon damals überholt war, und mittleweile noch viel weniger modernen pädagogischen Anforderungen entspricht, scheint an irgendeinem Zeitpunkt die Schule geschwänzt oder die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Dies trifft sowohl auf die Schläger von Mügeln zu, die in bester SA-Manier eine Gruppe Inder durchs Dorf hetzten, als auch auf die tatenlos gaffenden Zuschauer, denn beide Gruppen scheinen offensichtlich nichts dazu gelernt zu haben. Die akuteste Versetzungsgefährdung besteht jedoch bei den Kommunalpolitikern, welche den Vorfall zunächst einmal auf fremdenfeindliche Motive hin prüfen wollten, denn nationalsozialistische Parolen alleine sind ja schließlich noch lange kein ausreichendes Indiz für eine rechtsextremistisch motivierte Tat. Im Gegenteil, so ist sie eben die deutsche Geselligkeit, da kann es auf Festen schon mal etwas handgreiflicher zugehen. Ja, nee, is klar.
Zum Glück versank damals mit der DDR auch die Mauer, denn noch einmal vierzig Jahre lang dahinter nachsitzen wäre eine angemessene Strafe für ein solches Betragen gewesen.

Die zahnseidene Blondine

Obwohl er im Juli aktuell gewesen wäre, muss dieser Eintrag trotzdem noch ins Logbuch: Die Meisten dürften bereits die Erfahrung gemacht haben, dass der Alterungsprozess, dieser widerwärtige bio-soziale Vorgang vor niemandem Halt macht - auch nicht vor Bloggern. Während man also von Mutter Natur in brutaler Regelmäßigkeit beständig ein Lebensstadium weitergerückt wird, entfernt man sich zwangsläufig immer weiter von dem, was gemeinhin als Mittelpunkt der Jugendlichkeit betrachtet wird.
Um sich nun unter Umgehung sämtlicher Fettnäpfchen dennoch auf dem Laufenden zu halten, schien mir der Erwerb einer Ausgabe des Lifestyle-Magazins blond ein geeignetes Mittel. Was sich mir darin offenbarte, rief jedoch gleichermaßen Verwunderung und Erschrecken hervor: Anstelle der erwarteten Preisvergleiche für voll kompostierbare Skateboards oder Börsen für Praktika in Polynesien, stieß ich darin doch allen Ernstes auf einen Test für Zahnseide. Man mag über Zahnseide nun denken was man will, aber eigentlich genügt es vollauf, welche zu benutzen oder nicht. Sobald man sich allerdings um die Auswahl der Richtigen sorgt, wird es meiner Meinung nach bedenklich. Und wenn dies durch Personen geschieht, die der von mir für blond angenommen Zielgruppe zwischen 18 und 25 Jahren entstammen erst recht.
Immerhin ließ sich zu meiner Befriedigung feststellen, dass ich beim letzten Einkauf instinktiv die richtigen Mundhygienefäden ausgewählt hatte, aber welchen Stellenwert kann man schon einem Zahnseidevergleich zwischen Paris Hilton und einer Nintendo Wii-Reklame beimessen?

Donnerstag, 23. August 2007

Hamburger-Hype

Der Spiegel titelt in dieser Woche mit "Vergesst London und Paris! Europas coole Städte sind Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen, Tallinn, Hamburg..."
Und gerade Hamburg ist der Stein des Anstoßes, denn gleich am Montag lästerte die taz darüber, dass die Hansestadt ja wohl nur deshalb in die Liste aufgenommen wurde, weil sich zufälligerweise der Hauptsitz des Augsteinschen Verlages dort befindet und Rudis Erben eben auch zum Club der coolen Leute zählen wollen.
Dieser Vorwurf scheint nicht gänzlich aus der Luft gegriffen zu sein, denn betrachtet man das Online-Spiegelbild dieser Woche, taucht darin vor allem der Stadtstaat an der Elbe in ungewohnter Häufigkeit auf: "Kulturstadt Hamburg", "Hamburger HafenCity" und "Global City Hamburg" werden in jener aufdringlichen Hartnäckigkeit herunter geleiert, die bislang nur einem gewissen Verlag mit Sitz in Berlin eigen war. Glücklicherweise ist die Hauptstadt (noch) uncool...

Dienstag, 21. August 2007

Das aktuelle Trendbarometer

IN: Rückrufaktionen. Wer was auf sich hält, ruft dieser Tage zurück, und zwar am besten wegen irgendwelcher Metallteilchen. So etwa der Ramschladen Mattel, dessen dämliche, blonden Töchter sich anstelle von Modeschmuck mit kleinen Magneten behängt haben, oder Hänschen Riegel aus Bonn am Rhein, der den bei einer Reinigung angefallenen Metallabrieb aus Versehen in seine Kokosbällchen eingebacken hat. Wann und ob sich der Freistaat an diesem Trend beteiligt, und etwa seine Politiker zurückruft ist bislang jedoch ungewiss.

OUT: Streikende Lokführer. Weil Lukas & Co. mehr Kohle fordern, musste Bahnchef Mehdorn seinen für Mittwoch angekündigten Besuch in der Moselmetropole Trier leider absagen. Kleines Trostpflaster: Aufgrund der umständlichen Bahnverbindungen in die älteste Stadt Deutschlands wäre der Verspätungsweltmeister wohl ohnehin nicht vor Freitag eingetroffen.

Montag, 20. August 2007

Heißer Herbst

Soeben verkündete Volker Kauder via Tagesschau in seinem unnachahmlichen Welsch das Ende der Sommerpause, und da diese - in Zeiten des Klimawandels verständlich - meteorologisch eher durchwachsen war, steht einem heißen Herbst - zumal im Jubiläumsjahr - doch eigentlich nichts mehr im Wege.
Dazu passend flatterte heute auch der erste Aufreger der neuen Saison ins Haus: Einen Mangel an Fachkräften will das Institut der deutschen Wirtschaft im Lande ausgemacht haben, der alleine in diesem Jahr bis zu 20 Milliarden Euro kosten soll. Alles halb so wild findet man auf dem T-Boot, denn ein Blick in die deutschsprachige Blogosphäre könnte des Rätsels Lösung sein: hier stehen sich doch die Fachkräfte, ganz wie die Prostituierten im legendären Song der Spider Murphy Gang, die Füße platt.

Mittwoch, 15. August 2007

Möglicherweise Mogelpackung

Irgendwas muss faul sein im Staate Deutschmark, denn wenn der Vorschlag eines Bundesministers die Zustimmung des Koalitionspartners, der Opposition und weiten Teilen der Wählerschaft findet, ist dies mindestens so verdächtig wie die Üblichen. Wenn dieses Anliegen, Beamte wie andere Normalsterbliche bis zum 67. Lebensjahr arbeiten lassen zu wollen, dann auch noch ausgerechnet dem Geiste Wolfgang Schäubles entspringt, ist ungleich größere Vorsicht geboten - man denke hierbei nur an das trojanische Holzross, und daran, dass auch ein Rollstuhl so manches Ungemach bergen kann. Holzauge sei also wachsam, solange noch nicht klar ist, welche Würmer welche Löcher im Holzkopf bohren!

Samstag, 11. August 2007

Der Preis ist weiß

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts machte sie es noch selbst, nun macht's der Preis: aus einer dickflüssigen, weißen Pampe, für die sich bislang bestenfalls eine Handvoll Säuglinge begeistern ließ, ist der trendy Drink des Sommers geworden: Milch. Jahrhunderte lang blubberte die dröge, langweilige Brühe unbeachtet aus Kuheutern in Blecheimer, nun, da sie längst nicht mehr für jedermann erschwinglich ist, wird sie neben Prosecco auch endlich für die besser verdienende Schickeria interessant. Und da sich Trends im global village rasend schnell über den gesamten Erdball verbreiten, dürstet es bereits jetzt schon eine Milliarde Chinesen nach der hippen Erfrischung. Kuhsaft wird also zum Exportschlager des Exportweltmeisters und alle sind froh: im Reich der Mitte ist man up to date und geht mit der Mode der westlichen Welt, Arbeitsplatzkiller wie Alois Müller können sich endlich ihre eigenen Kuhhörner vergolden lassen und Bauer Jupp aus Buxtehude bekommt auch seinen Cent mehr pro Liter. Lange Gesichter macht höchstens die neugeborene Fangemeinde des eau de boeuf, aber die kann man doch in Zukunft auch mit Mäusemilch stillen.

Montag, 6. August 2007

Seitensprung

Fremdfahren, also das T-Boot mit der D-Bahn vertauschen, hat sich bisher noch jedes Mal gerächt. Stolze 31 Euro verlangt Mehdorns jecke Truppe mittlerweile für eine gerade mal 150 Kilometer lange Strecke, aber weil es sich hierbei um zweifelsohne eine der schönsten Bahnlinien Europas handelt, die Loreley passierend am Mittelrhein entlang, war ich dann doch bereit, diesen Betrag zu berappen - zumal im Gegensatz zum Regionalverkehr im Intercity immerhin noch die Aussicht auf ein Raucherabteil und halbwegs kultivierte Reisegäste besteht.
Naja, immerhin durfte man tatsächlich rauchen. Und wer sich nicht an von Akne heimgesuchten Satansjüngern, deren Blicke diesen latenten Hauch von Kannibalismus verströmen, oder achtjährigen, Bonbons feilbietenden Blagen stört, die einen regelrecht zum Vortäuschen von Schlaf zwingen, dürfte auch keine Probleme mit seinen Mitreisenden gehabt haben. Das Gleis des Anstosses war diesmal vielmehr die Umgebung, die als Intercity getarnte rollende Müllkippe, für welche man doch tatsächlich 60 Mark und 63 Pfennige Eintritt bezahlt hatte.
Die gegenüberliegende Sitzgruppe etwa war mit grob geschätzt einer halben Kiste Bier in Form von Leergut äußerst kreativ drapiert, hinzu gesellte sich die restliche Deko aus fleckigen, zerfledderten Zeitschriften, Lebensmittelverpackungen die nicht nur allein durch ihre Beschriftung Auskunft über den vormaligen Inhalt gaben und noch ganz arg viel mehr Flaschen, Dosen, Tetrapaks.
Während ich nun abwägte, wer meines Zornes würdiger wäre, die Dreckschweine die vor mir in diesem Abteil mitgefahren waren, oder das stinkfaule Bahnpersonal, welches wer weiß wie oft, unverrichteter Dinge entlang dieser Deponie inmitten des von der UNESCO geschützten oberen Mittelrheintals flanierte, rollte zu meinen Füßen dieser angebissene Apfel vorbei...
Obwohl er Sir Isaac Newton hierzu auf den Kopf gefallen war, weckte er jedoch auch in mir die Erkenntnis: In Zeiten des Dosenpfands kann man sich mit dieser Menge Leergut natürlich ein stattliches Taschengeld hinzuverdienen, und bei der erlesenen Kollektion in diesem Wagon konnte es sich um nichts anderes als ein stillschweigendes Abkommen mit Mehdorn höchstpersönlich handeln, der offensichtlich von den Passagieren auf diese Weise - am Fiskus vorbei - seine angekündigten Fahrpreiserhöhungen direkt in die eigene Tasche gesteckt bekommen soll.
Wahrscheinlich wartete er mit seinem gelben Sack schon händereibend am Zielbahnhof in Stuttgart, überlegte ich mir noch, während ich dem Häuptling aller Dampfrösser sogar eine persönliche Widmung auf das Etikett meiner leeren Flasche kritzelte: Aber nicht alles auf einmal ausgeben!

Sonntag, 29. Juli 2007

Alle lieben Dubya - Die neue Weblog-Sitcom

Folge 1: Dubya hat die Faxen dicke

Dubya ist außer sich vor Wut, denn während sich die NASA-Astronauten heimlich an seiner Hausbar vergehen, hat irgend so eine Napfnase sein neues Raumschiff demoliert. Doch Dubya wäre nicht der Präsident der Vereinigten Staaten, hätte er den Kreis der Täter nicht schon auf zwei beschränkt: Entweder steckt der fiese Kim aus dem dubiosen nordkoreanischen Schnellimbiss dahinter oder Onkel Osama, der ständig Dubyas Washington Post von der Veranda klaut und auch sonst keine Gelegenheit verstreichen lässt, seine üblen Scherze zu treiben.
Derweil steht die Berliner WG von Dubyas deutscher Brieffreundin Angie Kopf, denn ausgerechnet Nachbar Nicky möchte in Libyen einen Atomreaktor bauen und das gerade jetzt, wo Lieblingseisbär Knut zu groß für den Streichelzoo geworden ist. Zu allem Überfluss weiß Dubya bislang noch gar nichts von den Geschehnissen in Übersee...

Donnerstag, 26. Juli 2007

Blinde Passagiere

In vielen anderen Blogs wurde dieses Thema bereits angesprochen: Die Divergenz zwischen Lesern und abgegebenen Kommentaren steht in keinem Verhältnis zueinander. Wo andere Blogger deswegen lamentieren, bleibt man auf dem T-Boot jedoch gelassen, denn das (T)raumschiff hält auch ohne Kommentator im Tank seinen Kurs. Weitaus bedenklicher ist jedoch die Anzahl "blinder Passagiere", die Summe der Besucher also, deren Verweildauer auf den Seiten des Weblogs exakt null Sekunden beträgt - ja Freunde, man kann diese Art Informationen einsehen, und sogar noch vieles mehr: Eure Betriebssysteme und Browser, Kreditkartennummern, Traumberufe und Body-Mass-Indices.
Dass man sich ab und an auf Seiten verirrt, deren Sprachen man nicht mächtig ist, okay. Dass man via Suchmaschine hin und wieder Pages öffnet, die so rein gar nichts mit dem Gesuchten zu tun haben, auch in Ordnung. Und dass es natürlich Blogs gibt, die man einfach nur völlig daneben findet, ist ebenfalls klar. Aber wie um alles in der Welt erkennt man dies innerhalb von null Sekunden? Lest Euch doch wenigstens einen Beitrag durch. Oder tut zumindest so als ob.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Alle Jahre wieder

Halbzeit in Sachen Weihnachten: In sechs Monaten steht bereits das Christkind wieder vor der Tür, für den Verkaufssender QVC Grund genug bereits jetzt die ersten Lichterketten an den weihnachtswütigen Mann zu bringen. Alle Jahre wieder findet aber auch noch eine endlos lange Latte anderer Veranstaltungen statt, so etwa die Tour de France. Und wie Familienessen, Bescherung und Kirchgang an Heiligabend, wiederholen sich auch die Ereignisse rund um die große Radrundfahrt alljährlich: Man nimmt den Drahteselwettlauf frühestens ab der dritten Etappe, dem durchschnittlichen Zeitpunkt des ersten Dopingskandals, wahr, danach werden reihum sämtliche Fahrer disqualifiziert bis schließlich am Ende derjenige gewinnt, der das kompetenteste Pharma-Unternehmen im Rücken oder den fähigsten Teamarzt an seiner Seite hat.
Warum die Öffentlich-Rechtlichen ausgerechnet in diesem Jahr den Aufstand proben und den Quotenknüller Fear and Loathing 'round La France kurzerhand abgesetzt haben bleibt ein Rätsel, immerhin ist es doch hinlänglich bekannt, dass ausnahmslos jeder im Teilnehmerfeld bis zum Kragen mit Aufputschmitteln voll gefressen ist. Die Lösung des Problems, also das Entwirren der verbogenen Speichen, liegt auch nicht darin, den Radlertreff im Nachbarland einfach zu ignorieren - die Kollegen von den Privaten lechzen geradezu nach den Senderechten und die zugedröhnten Flitzer schlucken weiter munter alles was ihnen vors Rad läuft: Pillen, Fliegen und unvorsichtige Zuschauer.
Es bringt also herzlich wenig, den schwarzen Vinokourov oder Sinkewitz einfach weiterzugeben, man sollte vielmehr den Fuß vom Gas nehmen respektive nicht mehr ganz so doll in die Pedale treten und dafür sorgen, dass derartige Sportveranstaltungen auch ohne die Einnahme von fremdem Blut oder anderer nicht aus dem eigenen Körper stammenden körpereigener Substanzen zu meistern sind. Notfalls muss man eben über einen alternativen Austragungsort nachdenken: Luxemburg ließe sich zum Beispiel ohne Anstrengung und Doping innerhalb eines Tages umrunden, auf der Heimfahrt könnte man obendrein noch billig ein paar Stangen Kippen auf den Gepäckträger schnallen.

Samstag, 21. Juli 2007

Alles sein gut

Alles ist gut verkündeten DAF bereits 1981, und über der Idealbank prangten bis zum Ende die Worte alles wird gut. Neben Präsens und Futur I gesellt sich nun auch das Präteritum zu dieser Phrase: Alles war gut. Genau so soll nämlich der neue, wenn ich mich nicht irre siebte Harry Potter-Band enden, und, um die Spannung gleich vorwegzunehmen, es war tatsächlich so, denn der gute Ha(a)rald Töpfer überlebt und besiegt seine Erzfeind Lord - Zitat Peter Neururer - Vollfriseur. Und da, dem T-Boot sei Dank, die Fangemeinde des Zaubererazubis nun das Ende kennt, kann sie sich ab sofort auch wieder anständiger Literatur widmen und die Kinderbücher den Kiddie-Kids lassen, die sie zwar nicht lesen werden, aber im Teenageralter angekommen via eBay verticken und sich dafür dann 'nen Abend mit Alkopops eindecken. Gern geschehen, keine Ursache, schließlich muss ja auch eines Tages mal alles gut gewesen sein.

Montag, 16. Juli 2007

Irre gut bekloppt

Oder einfach nur richtig dran vorbei: Genial daneben, die, ja, "Comedy-Quiz-Show" auf dem Privatsender Ihres Vertrauens. Samstag Abend jedenfalls blieb ich daran hängen - wenigstens ein paar Minuten lang.
Die 90er Jahre-Ikone von Radio Television Luxemburg, der Pate der Tutti-Frutti-Titten-Stafette, Hugo Egon Balder, stellt seinem Rateteam knifflige Fragen, während jenes - es liegt in der Natur der Sache - versucht diese zu beantworten. Da es sich bei den Rätselfüchsen nun um "Comedians" handelt, also alleine schon von Berufswegen superlustigen Leuten, sind die Schenkelklopfer praktisch vorprogrammiert. Zumindest sollten sie das.
Zwar sind die Aufgaben à la "Warum wird dem Bürgermeister von Wanne-Eickel alljährlich am Pfingstsonntag eine Kokosnuss auf den Kopf gespannt?" noch halbwegs gewitzt, was die funny Mannschaft um Hella von allen Sinnen und Geistern verlassen jedoch an funny Antworten abliefert, entlockt allenfalls ein müdes Lächeln - vorausgesetzt der eigene Alkoholpegel nähert sich der Ein-Promille-Grenze. Richtig amüsant, geradezu lachhaft, ist allerdings die Vorstellung, dass es Menschen geben soll, und höchstwahrscheinlich sogar gibt, die mit diesem faden Klamauk ihren Samstagabend vorsätzlich totschlagen. Der Gedanke daran hat mich immerhin davon abgehalten, sofort umzuschalten. Weltklasse im Abseits eben.

Dienstag, 10. Juli 2007

Brummschädel

Den Zustand eines vor Leere pulsierenden und gleichzeitig aufgrund von Überfüllung vibrierenden Hauptes kann man auf vielfältige Weise erreichen, etwa durch einen ungeschickten Sturz, übermäßigen Alkoholgenuss oder das Zusammenfassen zweier Einträge à 25 Seiten aus dem historischen Wörterbuch der Philosophie zu einem Fließtext. Alle drei Ereignisse führen zu ein und demselben Resultat: Man möchte sich im Kreise drehen, mit den Armen wedeln und dabei einfach nur Nonsens brabbeln wie etwa RAGgGAwuuuUUUh roG-Ruk MAouuu muuu ughUuuuiiieee likliklieeeek GwoAG-glog.
Glücklich kann sich schätzen wer ein Weblog führt und Leser hat, die diese Worte verstehen.

(K)night Blogger

Wie glaubwürdig sind eigentlich Blogger, die Beiträge weit nach Mitternacht veröffentlichen? Hand aufs Herz, assoziiert man mit dieser Klientel nicht automatisch Stereotypen wie den Sozialhilfeempfänger oder den Langzeitstudenten? Menschen, deren Wecker nicht um sechs Uhr morgens an den Broterwerb gemahnt? Oder handelt es sich vielleicht doch um Schlafgestörte und nicht Ausgelastete, die gerade um diese Zeit das erforderliche Maß an Muße für ein Weblog finden? Verliert ein unter Pseudonym verfasster Blogeintrag von Günther Grass gegenüber dem eines beispielsweise Dieter Bohlen nur deshalb an Wert, weil er um drei Uhr nachts und nicht pünktlich um halb zehn zur zweiten Tasse Kaffe ins Netz gestellt wird? Oder erwartet man gerade im Rahmen eines relativ jungen und irgendwie noch immer dynamischen Mediums wie dem Weblog Late-Night-Artikel von abgespacten Typen und schrägen Vögeln die, Freak genug, ihre Lebensweisheiten nur dann verbreiten, wenn Otto und Ottilie Ordinär längst in ihren Daunen liegen? Liest Triple-O überhaupt Blogs, oder sind am Ende die Rezipienten der elektronischen Logbücher die selben Spinner wie deren Autoren?

Montag, 9. Juli 2007

Aus der Bär!

Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass ein Ende der scheinbar jedes Frühjahr in Deutschlands Medien stattfindenden Bärenplage in Sicht ist: Knut wird ab sofort nicht mehr gemeinsam mit seinem Pfleger im Zoo auftreten. Die Gründe hierfür sind eigentlich so klar wie die Eiskristalle am Nordpol, denn der Bär, der wohlgemerkt ein Raub- und kein Kuscheltier ist, steckt mitten im Wachstumsprozess und wird dementsprechend seinen Betreuer binnen kürzester Zeit überholen beziehungsweise sogar überrunden - zumindest auf die Körperkraft bezogen.
Deshalb ist es auch alles andere als eiskristallklar, warum nun "Knut-Fans" empört auf das Ende der "Knut-Show" reagieren, denn schließlich heißt der für die Petzhege Verantwortliche Thomas und nicht Daniel, dessen Trick bekanntlich ja auch nur in Löwen- und nicht Bärengruben funktioniert. Interessanterweise berichtet allerdings alleine die Bild - das inoffizielle Sprachrohr des ursus maritimus - über echauffierte Besucher, andernorts, etwa vor dem Spiegel oder auf dem Stern weiß man von diesen nämlich nichts.
Wo also kommen sie her, jene dämlichen Anhänger des Bärenkultes, die sich darüber aufregen, dass sich nur zu ihrer Belustigung ein Mensch nicht bewusst in Lebensgefahr begibt und sich in einen Bärenkäfig setzt? Allem Anschein nach müssen sich diese doch dann aus der Bild-Leserschaft wenn nicht gleich direkt aus der dortigen Redaktion rekrutieren.

Sonntag, 8. Juli 2007

Komm, wir spielen Kühlungsborn

Kein Problem, denn mit dem neuen "Police-Boot"-Set von Playmobil lässt sich die Verfolgungsjagd vom G8-Gipfel in Heiligendamm perfekt nachspielen - der zugehörige Werbespot macht vor wie's geht: ein Hi-Tech-Polizeischiff, bei welchem selbst Sonny Crockett und Rico Tubbs vor Neid erblassen würden, stoppt beziehungsweise überrollt ein Schlauchboot mit menschlichen Insassen. Ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie man Kindern auf spielerische Weise die Welt erklären kann.
Beim nächsten Mal nimmst Du aber die doofen Öko-Terroristen.

Sonntag, 1. Juli 2007

Der Muscheltrick

Etwas ganz was Feines, sozusagen eine Auster unter Miesmuscheln, hat sich da die Marketing-Abteilung des Ölkonzerns Shell ausgedacht: einen neunminütigen Kurzfilm über "eine von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte", welcher eine derart saubere, heimelige und so gar nicht ölverschmierte Welt zeigt, dass man am liebsten sämtliche Solarzellen und Windkrafträder auf der Stelle zerschlagen möchte.
Der kompetent-coole holländische Ingenieur Jaap findet bei allem beruflichen Stress immer noch die Zeit, einer jungen asiatischen Reporterin seine Arbeit bei einem Trip mit Jeep und Hubschrauber zu erklären. Mitten in der von hollywoodreifer Musik unterlegten südostasiatischen Traumlandschaft klingelt permanent das Handy: Es ist Jaaps Sohn Max, ein pubertierender Teenager der unbedingt mit seinem Vater telefonieren möchte (Hä?). Nachdem es nun auch mit den neuen Ölfeldern Probleme gibt, rät die Reporterin - natürlich hat sie als Asiatin auch immer eine Lebensweisheit parat - zu einem Taptenwechsel, der zumindest ihr immer gegen die Schreibblockade hilft. So kommt es, dass Jaap und Max einen gemeinsamen Tag in Amsterdam mit Fußball und Fast-Food verbringen und Jaap beim Anblick seines Milch-Shake schlürfenden Sprößlings die Idee zum Schlangenbohrer kommt, mit dem sich viel mehr Öl als gewöhnlich durch ein einziges Bohrloch saugen lässt...
Was, Sportsfreunde von der Shell, soll ich denn nun aus diesem Film mitnehmen? Gut, Ihr macht auch nur Euren Job; Jaap rechtfertigt seinem Sohn gegenüber in einer Faustformel die ganze Ölindustrie: Ohne Öl keine Lkws, ohne Lkws kein Transport und ohne Transport keine Limonade - das leuchtet selbst mir, der ich schließlich auch hin und wieder tanken muss, ein. Und dass ich meinen Tank von nun am besten bei Euch fülle ist ebenso klar, denn immerhin seid Ihr die sauberen Jungs in einem schmutzigen Geschäft. Aber weiter? Soll ich jetzt etwa mehr tanken, damit auch ich einen Platz in der heilen Welt Eurer Oil-Opera habe? Und dementsprechend mehr fahren, während ich mich zufrieden-zuversichtlich im Sitz zurücklehne, weil Euer Schlangenbohrer, der auch noch den letzten Tropfen absaugt, genügend Zeit schindet um alternative Energiequellen zu erschließen? Wer sucht den nach diesen, Ihr? Klappt doch einfach den Deckel Eurer Muschel zu und denkt Euch einen neuen Trick aus.

Samstag, 30. Juni 2007

Fundbüro

In Buenos Aires tauchte dieser Tage ein auf den Namen Riccardo Klement ausgestellter, gefälschter Reisepass auf. Da ich nun glaubte, den vermeintlichen Besitzer zu kennen, wollte ich mich bereits mit den dortigen Behörden in Verbindung setzen, als mir zufällig jenes nicht unwichtige Detail ins Auge fiel: der Pass wurde nämlich bereits in den Vierzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts ausgestellt. Weitere Recherchen lösten in der Folge meinen Verdacht völlig auf, denn der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes heißt mittlerweile Bundesinnenminister, und Wolfgang Schäuble schließlich nicht Adolf Eichmann. Man kann nur hoffen, dass sich dank der neuen biometrischen Reisepässe derartige, unter Umständen peinliche Missverständnisse in Zukunft vermeiden lassen.

Dienstag, 26. Juni 2007

Vom R2-D2 zum Terminator

Diese sonderbare Wandlung hat einem ARD-Bericht zufolge ein Datenroboter des verfassungsrechtlich strittigen Zentrums für Nachrichtenwesen der Bundeswehr vollzogen - zumindest behaupten dies die Verantwortlichen: Bei einem Datentransfer seien auf Bänder ausgelagerte Daten von dem fiesen Robo gelöscht und die dadurch nicht mehr lesbaren Kassetten deshalb vernichtet worden. Pikanterweise befanden sich auf eben jenen Bändern genau die Daten, die zwischen 1999 und 2003 in Bundeswehreinsatzgebieten gewonnen wurden, darunter also auch die vom zuständigen Untersuchungsausschuss angeforderten Informationen zur Aufklärung im Fall Kurnaz.
Dass Geheimdienste Daten vernichten ist ein alter Hut, militärische Nachrichtendienste betreffend meinetwegen auch Helm. Dass diese Praxis jedoch so offensichtlich und nicht wie für Organisationen dieser Art üblich im eben Geheimen vollzogen wurde, ist ein Affront gegen den ganzen Berufsstand der Agenten und Spione, schlicht und ergreifend eine Frechheit, die von stümperhafter Arbeit zeugt - und dies ausgerechnet von einem Geheimdienst, dessen gesetzliches Fundament ohnehin auf einem äußerst schwammigen Untergrund, sprich Sumpf, errichtet wurde, und von welchem man also gerade deshalb etwas mehr Diskretion erwarten dürfte, denn per Verfassung ist der Bundesnachrichtendienst die einzige für die Auslandsaufklärung zuständige staatliche Institution.
Der Aufbau eines parallel und durchaus in Konkurrenz zum BND existierenden, bundeswehreigenen Spionagenetzwerks ist an Dreistigkeit nur noch durch den lächerlichen Versuch zu überbieten, sich nun mit einem Daten demolierenden Droiden herausreden zu wollen, denn bei Wehrausgaben, die jährlich 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auffressen, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass die Verantwortlichen nicht unbedingt im Second-Electric-Laden um die Ecke einkaufen.

Montag, 25. Juni 2007

Aspirin statt Frolic

Aus dem Greenpeace Magazin 4.07:

"2.412.678 Versuchstiere starben 2005 in deutschen Labors. Das ist ein erneuter Anstieg um 6,5 Prozent."

Die Tatsache, dass es scheinbar nach wie vor nicht ohne Tierversuche geht, dabei zweieinhalb Millionen Lebewesen den Tod finden, also zweieinhalb Millionen Mal der makabere Tauschhandel fremdes gegen eigenes Leben vollzogen wird, ist schon schlimm genug. Weitaus erschreckender ist jedoch diese Zunahme um sechseinhalb Prozent, denn obwohl Tierversuche seit Jahrzehnten in stetig wachsender Kritik stehen, erfreut sich der kostengünstige animalische Rohstoff dabei auch noch eines zunehmenden Verbrauchs.
Wenn die Forschung nun schon nicht dazu in der Lage ist, alternative Experimente durchzuführen, ist es dann nicht wenigstens möglich, immerhin etwas sorgsamer mit dem zum Wohle der Menschheit geopferten tierischen Leben umzugehen? Wie effizient ist die Forschung überhaupt, wenn sie Leben wie etwa billigen Sprit aus der luxemburgischen Tankoase verheizt?
Forschung ist, wie die forschenden Pharma-Unternehmen gerne in ihren Fernsehwerbespots erzählen, die beste Medizin. Aber wer führt diese Versuche durch, denen immer mehr Lebewesen zum Opfer fallen müssen? Überforderte Praktikanten oder Ein-Euro-Jobber?

Samstag, 16. Juni 2007

Schäuble in Lederhosen

Da vergeht einmal eine Woche ohne Orwell'sche Vorschläge zu Gesetzesänderungen, und was passiert? Der bayerische Innenminister, eben jener Trachtenträger aus der Überschrift, fängt an zu kläffen. Es ist beinahe so, als gäbe es neben dem Original in Berlin eine kleine, giftige Kopie, ähnlich Dr. Evil und seinem Mini-Me aus den Austin Powers-Filmen. Kaum ist nämlich die Linke gegründet, ja nicht mal einen Tag alt, da verlangt Schäub-Me Beckstein schon deren Überwachung durch den Verfassungsschutz - schließlich kann es ja nicht angehen, dass Kommunisten, ach, was sage ich, Stalinisten in Deutschland ungehindert schalten und walten dürfen. Aber, lieber Mini-Wolf, wer überwacht denn eigentlich diesen fäkalien-braunen Sumpf aus Burschenschaften, Geldadel, Schützenvereinen, Weltkriegsveteranen und Volksmusikern, den Ihr in Bayern kurz, und wie mir scheinen will liebevoll, CSU nennt?

Tag der Parteitage

Die PDS ist tot, es lebe die Linke! Während in der Hauptstadt heute der Gründungsparteitag der Linken, jener Fusion aus Partei des demokratischen Sozialismus und Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit, zelebriert wurde, fand im weit entfernten Stuttgart der 58. Parteitag der besser verdienenden Konkurrenz statt. Und während nun die kleinen Oppositionsparteien zum Halali blasen, stößt die SPD in Bremen schon mal präventiv dem schwarzen Koalitionspartner den Dolch in den Rücken und lässt sich einmal mehr auf eine grüne Liaison ein. Ein vielleicht gar nicht so kleiner Schritt für die Hansestadt und unter Umständen ein noch größerer für Deutschland.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Nastrovzy und Salutin

Treffen der anonymen Alkoholiker in Heiligendamm: während Georg II., König der vereinten Überseekolonien Frankreichs und Großbritanniens, sich schon von seinem Stab wegen Kopfschmerzen und Unwohlsein entschuldigen ließ - bezeichnenderweise nachdem am Abend zuvor bereits die Bilder einer geselligen Runde in alle Welt ausgestrahlt wurden, die das Staatsoberhaupt unter anderem bei dem Versuch zeigten, sich ein Glas Bier einzuschenken - sorgt nun ein weiterer Teilnehmer des internationalen Forums für Anti-Abstinenzler für Furore: der neo-napoleonische Nicolas Sarkozy.
Stein des Anstoßes ist die Aufnahme einer Pressekonferenz während des G8-Gipfels, die Sarkozy in nur bedingt regierungsfähigem Zustand zeigt, nachdem er mit halbstündiger Verspätung von einem Vieraugengespräch mit ausgerechnet Sufflands Präsidenten Vladimir Putin zurückgekehrt war. Haben sich die beiden nun also hinter verschlossenen Türen tatsächlich das eine oder andere Gläschen genehmigt oder hat der ehemalige KGB-Agent gar geheimdienstliche Kniffe angewandt um den eigentlich als Kämpfer für Anstand und Moral bekannten Franzosen vor den anwesenden Journalisten zu düpieren?
Fragen, die unter anderem in belgischen oder deutschen Medien diskutiert werden - in Frankreich hingegen hält man sich dezent zurück, denn Sarko ist für seinen nicht gerade zimperlichen Umgang mit der Presse bekannt.
Aber auch das eint ihn neben der Trinkfreudigkeit mit dem Despoten von der Moskwa und genau das könnte ja auch der Anlass dazu gewesen sein, gleich mehrfach mit Kartoffelschnaps auf Brüderschaft anzustoßen.

Dienstag, 12. Juni 2007

Wer hat an der Uhr gedreht?

Was hängt an der Wand und macht ticktack? Richtig. Was hing an Bushs Hand und machte ticktack? Genau. Der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten in Albanien könnte zugleich auch der letzte gewesen sein, denn das Ereignis, welches sich am Sonntag in der Hauptstadt Tirana zugetragen hat, dürfte mit Sicherheit in den Reiseführer staatsbesuchender Politiker aufgenommen werden: während George W. Bush das Bad in der Menge genoss - treffender wäre, sich wie der Messias feiern ließ - nutzte einer der Anwesenden die Gunst der Stunde und bemächtigte sich der Armbanduhr des amerikanischen Gastes. Obwohl Hersteller und Modell nicht bekannt sind, lässt sich beim Zeitmesser eines Präsidenten davon ausgehen, dass dem Dieb mit Sicherheit ein guter Fang geglückt ist. Obendrein muss man, bei aller bloggerischen Objektivität, auch den an einem der wohl bestbewachten Männer der Welt durchgeführten Diebstahl würdigen; Arsène Lupin würde vor Neid erblassen.

P.S. Liebe Albaner, es ist gut zu wissen, dass es dort draußen noch ein Land gibt, in dem ein gesunde, konstruktiv-kritische Haltung zu den USA existiert. Die symbolische Geste der globalen Umverteilung - anders kann der Vorfall doch nicht gedeutet werden, oder? - verdient in der Tat Anerkennung. Solltet Ihr jedoch in den nächsten Tagen zwischen Nordkorea und dem Iran auf der Liste der Schurkenstaaten auftauchen, braucht Ihr Euch nicht zu wundern.

Samstag, 9. Juni 2007

Servus, Erdnuss!

Wie bekannt sein dürfte trat am Rande des G8-Gipfels in Heiligendamm auch US-Star-Komiker George W. Bean auf, dessen Nummer mit dem überlaufenden Bierglas jedem - vor allem der Kanzlerin, die direkt daneben saß - noch in freudiger Erinnerung sein dürfte.
Für das im Rahmen einer Europa-Tournee stattfindende Gastspiel im Vatikan hat sich die Ulknudel nun wieder etwas ausgedacht: kurzerhand schlug der den Papst zum Ritter, sprach den Papa einfach mal mit "Sir" an. Beim anschließenden Geschenketausch machte Ratze selbst sich dann endgültig zum Ritter der Kokosnuss, ging George erneut auf den Leim: Während er seinem Besucher einen wertvollen Kunstgegenstand aus dem 17. Jahrhundert überreichte, ließ er sich von Bean mit einem ollen Stab abspeisen, auf welchen kurz zuvor ein Obdachloser gegen den Obolus von zwei Dosen Hansa-Pils die zehn Gebote gekritzelt hatte.
Wenn Appelt und Konsorten doch nur annähernd so witzig wären...

Außer Spesen nichts gewesen

Nun ist der G8-Gipfel vorbei, und alles was bleibt ist ein Sperrzaun um das Strandbad in Heiligendamm, eine neue Grenze mitten auf deutschem Boden. Angesichts des aus Betonklötzen bestehenden Fundaments muss man sich ernsthaft die Frage stellen, was der Bauherr tatsächlich mit diesem wie es scheint für die Ewigkeit gedachten Schutzwall im Sinn hatte.
Was nun tun mit diesem Unikum? Es als Mahnmal stehen lassen, um den Ostdeutschen klarzumachen, dass die Mauer im Bedarfsfall schneller wieder steht als ihnen lieb ist? Oder wird das ganze Areal umfunktioniert zum Umerziehungscamp für Green Peace- und Attac-Mitglieder, über dem Eingangstor das bedeutungsschwangere Schild Globalisierung macht frei?

Keine halben Sachen

Da gerät das halbe Großstädtchen Halberstadt einmal mit einem halbwegs großstädtischen Drogenskandal in die Schlagzeilen, und weiß nichts besseres mit diesem neuen Image anzufangen, als es gleich darauf wieder zu demolieren um energisch den Status Pampa aufrechtzuerhalten. Denn wo sonst, wenn nicht in der hintersten Walachei wird ein Theater-Ensemble - vermutlich - wegen des Irokesenschnitts, der zur Rolle eines der Darsteller gehört, und - vermutlich - gerade deswegen aus "politischen Gründen" auf offener Straße krankenhausreif geprügelt?
Es lässt sich also festhalten, dass der ursprünglich in humoristischem Sinne gebrauchte Terminus Sachsen-Stillstand zumindest für die Halberstädter in Wirklichkeit bitterer Ernst ist. Oder einfach dummer August.

Freitag, 8. Juni 2007

Opium fürs Volk

Dass Religion selbiges ist, hat bereits Karl Marx vermerkt, dass sie aber auch Hasch und Heroin für die Bürger hat, ist neu. Jedenfalls hat die Polizei in Halberstadt, Sachsen-Stillstand, den dortigen Domdealer - im Jargon auch Küster genannt - geschnappt, der sein Material stilecht im Gotteshaus gebunkert hat.
Wie man sich nun den Verkauf vorstellen darf, ob zum Beispiel während einer Hochzeit oder Taufe mal eben Beutelchen und Geldscheine getauscht wurden, eventuell sogar der Beichtstuhl für derartige Transaktionen herhalten musste, ist bislang nicht bekannt; das T-Boot wird diese Angelegenheit auch garantiert nicht weiterverfolgen.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Catwatch

Tiere sind seit jeher ein integraler Bestandteil menschlichen Daseins: sie produzieren und beliefern den Menschen zum Beispiel mit Pelzen (schließlich ist Fake Fur nicht sexy), Aphrodisiaka (die in Tigerhoden und Nashornhörnern schlummernden Kräfte lassen Viagra wie ein Hustenbonbon wirken) oder raumausstattenden Accessoires wie etwa Hirschgeweihen und präparierten Wildschweinen, die jede auch noch so karge Behausung in einen Hort der Behaglichkeit verwandeln. Darüber hinaus spielen sie eine bedeutende Rolle bei der Erforschung neuer Medikamente, Kosmetika und, wie die CatCam beweist, auch der Sicherheits- und Überwachungstechnik.
Bei der Katzenkamera handelt es sich um ein optisches Instrument, welches mittels Halsband an der Mieze befestigt wird und im Minutentakt Bilder vom Tagesablauf des Fellknäuels schießt. Für die Wissenschaft mögen die auf diesem Wege gewonnen Erkenntnisse zwar von untergeordneter Bedeutung sein, Felidaephile in aller Welt dürften hingegen jetzt schon jubilieren: die Apparatur ist technisch ausgereift, und soll schon bald via Internet an die Katz gebracht werden.
Obwohl die Vorstellung noch recht amüsant ist, dass die übergewichtige Klischee-Katzenmutter neben ihrem Blog für allein stehende Catwomen nun auf sechs separaten Bildschirmen ihrer ganz persönlichen Daily-Soap frönen kann und immer im Bilde darüber ist, mit wem in der Nachbarschaft sich Kitty denn so trifft, oder ob Tiger zwischen den Mahlzeiten heimlich nascht, will es mir irgendwie so gar nicht behagen, dass Wolfgang Schäuble unter Umständen auch Katzenliebhaber sein könnte...

Samstag, 2. Juni 2007

Kristallkugel, sage mir...

Noch vor Beginn des G8-Gipfels steht der Gewinner bereits fest: Es ist Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der bereits vor Wochen die heutigen Ausschreitungen in Rostock vorhergesehen und folgerichtig die entsprechenden Maßnahmen für Heiligendamm eingeleitet hat.
Wie dem auch sei, der Innenminister dürfte ob seiner hellseherischen Fähigkeiten ab sofort enormen Rückenwind bei seinen - und seien sie noch so abstrus - Vorschlägen zu Gesetzesänderungen erhalten.
Ob es sich bei Schäuble indes tatsächlich um einen Visionär handelt, ist nicht unumstritten, denn - ein Schelm, wer böses dabei denkt - ebenfalls heute hat der Innenminister in einem Interview mit der Berliner Zeitung erneut seine Forderung nach Online-Durchsuchungen bekräftigt. Sind die Ausschreitungen am selben Tag nun also dem Zufall zuzuschreiben, oder - die Frage muss erlaubt sein - gingen sie, wie die Demonstranten hartnäckig behaupten, von den Polizeikräften in der mecklenburgischen Hansestadt aus, die womöglich nur einer Order von oben folgten?
Natürlich würde niemals jemand auch nur auf die Idee kommen den Innenminister einer solch intriganten, die Gesundheit von Demonstranten und Polizisten gleichermaßen aufs Spiel setzenden Vorgehensweise zu bezichtigen. Falls doch, könnte Schäuble jedoch jeglichen Vorwurf bereits im Keim ersticken und einfach den Beweis antreten, dass er tatsächlich über die Gabe eines Wahrsagers verfügt, zum Beispiel indem er mir die Lottozahlen vom nächsten Wochenende voraussagt.

Schwule Kugeln

Als ob die Welt nicht schon ausreichend mit Problemen gesegnet wäre, schwelt in Polen derzeit eine Diskussion um die sexuelle Orientierung der Teletubbies, jener bunten Kugelwesen, die eigens dazu geschaffen wurden, die sprachliche Entwicklung von Kleinkindern mittels Botschaften wie "Bu-Bu" und "Bo-Bo" zu beschleunigen.
Richtig gelesen, die sexuelle Orientierung der Teletubbies. Wer also wie ich nun bislang dachte, diese Kreaturen seien geschlechtslos, höchstenfalls asexuell, der irrt, denn scheinbar handelt es sich bei Taka-Tuka, Strulli oder wie immer er auch heißen mag - gemeint ist der Lilafarbene - eindeutig um einen maskulinen Vertreter dieser Spezies - woran dies festgemacht werden soll, bleibt zumindest mir bis dato verborgen.
Der Grund des Aufruhrs ist nun dieser, dass eben jener Teledepp mit einer Handtasche umher kullert und deshalb in Polen als eindeutig homosexuell eingestuft wird, womit er, nach der gängigen Auffassung im Nachbarland, nichts im Kinderfernsehen zu suchen hat. Während man also andernorts immer noch versucht, Toleranz gegenüber Homosexuellen zu predigen ist man in Polen schon einen Schritt weiter: einem Artikel auf der Homepage des Nachrichtensenders Euronews zufolge, glaubt dort mittlerweile beinahe die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr, dass gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde, sondern vielmehr eine, wenn auch ansteckende immerhin heilbare, Krankheit sei.
Dies bedeutet, um auf die Problematik der Kindertauglichkeit zurückzukommen, die Teletunten am besten von der Mattscheibe zu verbannen, denn mit gefährlichen Krankheiten und anderem Elend sollte man Kleinkinder nun tunlichst nicht konfrontieren. Stattdessen könnte man sich doch darüber Gedanken machen, den amerikanischen Cartoon-Klassiker G.I. Joe zu reanimieren: hier könnte der Nachwuchs schon früh an das Faszinosum Militär heran geführt werden, und außerdem artikuliert man sich dort auch in ganzen Sätzen.

Schlag in die Nieren

De Grote Donorshow hat gestern Abend alle vorgeführt: Politiker, Medien und Blogger - aber irgendwie auch die Kranken.
Zugegeben, der Schachzug, mit dem die Macher der Sendung die Organspendeproblematik in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt haben, verdient auf alle Fälle Anerkennung. Bedenklich wird es allerdings, wenn man die Rolle der angeblich todkranken Spenderin betrachtet: Das Leiden von - wie in diesem Falle - Menschen mit einem Gehirntumor kann nicht mal eben einfach wegtransplantiert werden, und man muss sich die Frage stellen, ob hier nicht ein Bild des unheilbar Kranken geschaffen wird, dessen einziger Lebenszweck darin besteht, als menschliches Ersatzteillager zu dienen. Genau dies ist zum Beispiel eines der Argumente der Organspendegegner: die Konzentration bei der Behandlung Schwerstkranker richte sich in nicht wenigen Fällen nur zweitrangig auf deren Genesung, als primär auf die Verpflanzung ihrer noch intakten Organe.
Die Welle der Aufmerksamkeit welche durch De Grote Donorshow losgetreten wurde ist mit Sicherheit begrüßenswert, sollte sie sich jedoch als Strohfeuer entpuppen, wird sie wohl gerade das Gegenteil erzielen: eine verringerte öffentliche Bereitschaft sich mit der Spenderthematik auseinanderzusetzen und somit eine schwindende Hoffnung bei den tatsächlich Bedürftigen.
Das Anliegen des niederländischen Senders BNN in allen Ehren, aber das Lob, mit welchem er nun überhäuft wird, müsste zu einem großen Teil auch anderen Kanälen gebühren, die anstelle ihren Zuschauern Vollidioten in Wohncontainern zu präsentieren in zahlreichen Reportagen und Gesprächsrunden immer wieder auf tatsächliche Probleme hinweisen: Die Erkenntnis nämlich, dass es sich bei der Organspende um keinen unproblematischen Bereich handelt, rührt nicht erst von der gestrigen Donorshow.
Aus ihr lassen sich jedoch zwei weitaus interessantere Schlüsse ziehen: zum ersten hat die TV-Kultur mittlerweile ein Stadium erreicht, in welchem Otto Noch-Normal-Denker tatsächlich davon ausgehen muss, dass Live-Organspenden nicht mehr länger nur noch in zweitklassigen Science Fiction-Romanen auftreten können, und zweitens scheint die Gesellschaft mittlerweile derart abgestumpft, dass sie nur noch über eine Freitag Abend-Show für die Problematiken des Lebens zu erreichen ist.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Nicht mal Kaas im Kopp

Dass wir unserem kleinen, oranje-farbenen Nachbarland in puncto "TV-Formate, auf die die Welt gewartet hat", nicht einmal annähernd das Wasser reichen können, dürfte spätestens seit der Großen-Brüder-Spanner-Show, bei welcher einige der bemitleidenswerteren Exemplare der Spezies Homo Sapiens zu Beobachtungszwecken in einen Wohncontainer gepfercht wurden, hinlänglich bekannt sein.
Nun soll in Frau Antjes Heimat der nächste Knaller anlaufen, De Grote Donorshow; zu deutsch die große Spendershow. Wer jetzt denkt, dass hier geneigte Gönner großzügig ihre Barschaften unterm Volk verteilen hat sich allerdings getäuscht, denn gespendet werden sollen menschliche Organe, genauer die Niere einer todkranken Frau, welche einem von drei Kandidaten vermacht werden soll.
Man mag Organspenden zwar - und nicht zu Unrecht - kritisch gegenüber stehen, dass sie durchaus eine lebensrettende Maßnahme darstellen, dürfte unbestreitbar sein. Dass allerdings wie in De Grote Donorshow letztendlich die Fernsehzuschauer via SMS darüber entscheiden sollen, wer nun die Niere erhält und sich somit unter Umständen zu den Herren über Leben und Tod aufschwingen, öffnet, auch wenn die Ergötzung am Leid anderer Menschen seit jeher einen der größten Unterhaltungsfaktoren darstellt, die Pforten zu ganz neuen, makaberen TV-Dimensionen, welche an Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbieten sind.
Man muss jedoch auch Nachsicht mit der Produktionsfirma Endemol üben, denn die Organspende scheint eine lange Tradition in diesem Hause zu haben: von der im Schädelknochen eingebetteten grauen Substanz hat man in der Vergangenheit wohl so einige Kilogramm abgeben.

Donnerstag, 24. Mai 2007

Der Schnüffler

Ganz ungeniert lebt dieser Tage der Bundesinnenminister seinen sexuellen Fetischismus aus: Er sammelt Geruchsproben. Dies ist sein gutes Recht, und an sich nicht verwerflich, denn Artikel 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland sichert jedem Bürger das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit zu, das Ausleben der Sexualität inbegriffen. Einziger Haken: die Rechte anderer dürfen dabei nicht verletzt werden.
Aber genau das würde geschehen, wenn Schäuble sein Amt dazu missbraucht, um auf Massenveranstaltungen, wie etwa den Demonstrationen am Rande des G8-Gipfels in Heiligendamm, nach einer Vielzahl menschlicher Aromen zu fischen, denn irgendwie ist doch auch der Körpergeruch ein Teil der eigenen Person, und in dieser Eigenschaft nicht minder schützenswert als zum Beispiel das Recht am Bild.
Überhaupt ist unklar, was Schäuble mit einer derartigen Menge eingedoster Düfte beabsichtigt - zumal seine Lebensspanne, und somit auch der Lustgewinn, welchen der Schnüffel-Minister noch erzielen könnte, durchaus begrenzt sind. Die Spekulationen hierüber reißen nicht ab, und reichen von der durch Patrick Süskinds Parfum inspirierten Schaffung eines olfaktorischen Übermenschen, bis hin zu einem ausgebufften Trick um endlich an das langersehnte Odeur des Unionskollegen Heiner Geißler zu gelangen - dieser ist nämlich jüngst dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac beigetreten.

Dienstag, 22. Mai 2007

Galgenhumor?

Zugegeben, es gibt weitaus subtilere Mittel Kritik an der Bild-Zeitung zu üben, als einen Brandsatz nach dem - vor allem auch noch - Privatwagen des Chefredakteurs zu werfen. Allerdings sind Herr Diekmann, sein Blatt und ihre Auffassung von Journalismus auch nur bedingt als die Meister des Unterschwelligen bekannt, und so mancher - wenn auch verbale - Molotowcocktail hat in der Vergangenheit die Redaktion der Bilderbuch-Boulevardzeitung verlassen. Der oder die Täter könnten demnach befürchtet haben, dass eine andere Form der Unmutsbekundung erst gar nicht wahrgenommen worden wäre.
Unter Umständen jedoch mag dieses Ereignis durchaus Positives bewirkt haben, nämlich eine ganz neue Selbstironie im Hause Springer; zumindest wurde das so genannte Girl von Seite 1 heute mit den Worten "Ich bin Feuer & Flamme" auf der Homepage der Bild-Zeitung angepriesen. Möglicherweise ist dies aber auch nur ein Beleg dafür, dass die linke Hand einmal mehr nicht wusste, was die Rechte macht.

Montag, 21. Mai 2007

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...

Soeben erhielt ich einen Anruf aus der Bonner Kabelbude. Eine Mitarbeiterin von Herrn Obermann wollte von mir wissen, ob ich in jüngster Zeit eine "Tarifumstellung" vorgenommen hätte. Das hatte ich zumindest verstanden, und weil ich mir dessen nicht gänzlich sicher war, bat ich mit den Worten Ich soll was getan haben? indirekt darum, das Gesagte noch einmal zu wiederholen. Da ich seit mittlerweile über zwei Jahren nicht mehr zum Kundenkreis der Tele-Komiker gehöre, war ich zwar etwas verwundert, freute mich insgeheim aber schon auf ein kurioses und - zumindest für mich - spaßiges Telefonat, welches von meiner Gesprächspartnerin jedoch plötzlich und unerwartet mittels Auflegen des Hörers beendet wurde.
Sind dem Obermann'schen Sparkurs nun auch schon die internen Telefonanlagen zum Opfer gefallen, und qualitativ dermaßen minderwertig, dass sie von Zeit zu Zeit den Dienst verweigern, oder verdrießt das Telefon-Terror-Netzwerk systematisch seine ehemaligen Kunden? Und überhaupt, wieso werde ich angerufen, wenn die doch eigentlich streiken sollten?

Mittwoch, 16. Mai 2007

Nachladen!

Kleines Jubiläum: 25. Beiträge haben bislang die Torpedorohre des T-Boots verlassen, dabei musste bislang - glücklicherweise - noch kein so genanntes Friendly Fire vermerkt werden. Andernorts ist dies nicht der Fall.
Etwa in der Bundesmarine, wo die Fregatte Lübeck am 2. Mai nicht etwa ein anderes befreundetes Schiff, sondern tatsächlich sich selbst beschossen hat. Die Gründe für den Schuss vor beziehungsweise in den eigenen Bug sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt - zumindest noch nicht bekannt gemacht worden. Wahrscheinlich ist es auch besser, wenn nicht an die Öffentlichkeit gelangt, welche Deppen im Notfall für die Landesverteidigung verantwortlich sind und wie grobfahrlässig mit dem Millionen Euro teuren Kriegsmaterial umgegangen wird. Vermutlich lässt sich auch dieser Zwischenfall, wie bereits jener im April, als ein Kampfflugzeug vom Typ Tornado gegen eine schweizerische Bergwand geflogen wurde, auf mangelhafte Übung zurückführen. Kein Wunder, haben doch die Ausbilder der Bundeswehr schon mehr als genug damit zu tun, ihre gefesselten Rekruten mit Tritten, Schlägen und Stromstößen in Schach zu halten.

Dienstag, 15. Mai 2007

Idiot mit im Boot

Nicht etwa auf dem T-Boot, sondern an Bord des Rundfunkanstalten-Dampfers ARD fährt ab Oktober Niedrig-Niveau in Person des Media Markt-Reklameblödels Oliver Pocher mit.
Als ob das nicht schon genug wäre, stellt man das Klappbett des Vollidioten, der jüngst die Hauptrolle in einem gleichnamigen Kinofilm spielte, ausgerechnet in der Kabine des VIP-Passagiers Harald Schmidt auf, dessen abendliches Unterhaltungsprogramm in der Lounge des Kreuzfahrtschiffes fortan an auch den Titel "Schmidt & Pocher" tragen soll.
Die Presse jedenfalls ist bereits jetzt schon voll des Lobes, so titelte etwa Spiegel-Online "Harald Schmidt goes Aldi" - ein Vergleich, den die beiden Lebensmittelkonzerne der Albrecht-Brüder nicht unbedingt verdient haben.
Ob der neue Leichtmatrose tatsächlich das angelaufene Quotendeck wieder blank schrubben kann bleibt zwar abzusehen, wahrscheinlicher ist jedoch, dass die schlagseitige Dirty Harry-Revue vollends kentert - hoffentlich geht dabei auch der Klabauter-Proll über die Planken.

Montag, 14. Mai 2007

Globaler Gebrauchtwagenmarkt

Dr. Z hat heute seinen alten Chrysler für 5.5 Milliarden Euro in die USA verkauft. Eine stolze Summe für ein neun Jahre altes Automobil, betrachtet man allerdings die 36 Milliarden Dollar, die Zs Vorgänger Schrempp noch 1998 für den Neuwagen bezahlt hat, wird schnell klar, dass sich der Wiederverkaufswert eines Chryslers nicht mit dem, eines beispielsweise Daimlers messen kann.
Unverständlich deshalb auch, dass sich ausgerechnet Schrempp, selbst ehemaliger Manager eines Automobilkonzerns, und somit eigentlich ein Kenner der Branche, seinerzeit für die Anschaffung des Amerikaners entschieden hat.
Zwar verfügt das Vehikel noch über eine gültige TÜV-Plakette, wie lange es allerdings die Straßen in Übersee unsicher machen wird bleibt ungewiss. Der neue Besitzer ist nämlich niemand geringers als Cerberus persönlich und der Fahrstil eines Höllenhundes könnte Dr. Zs alten Chrysler schneller als erwartet auf den Schrottplatz führen.

Knobi-Dope

Vor einer Woche wurde der japanische Fußballspieler Kazuki Ganaha vom J-League-Klub Kawasaki Frontale zu einer Sperre von sechs Spielen verurteilt. Der Grund hierfür war eine Allium sativum-Infusion, welche ihm zur Grippeheilung vom Teamarzt verabreicht worden war.
So weit nichts Ungewöhnliches, verstoßen Sportler doch regelmäßig gegen die Doping-Bestimmungen. Etwas kurios wird die Angelegenheit allerdings dann, wenn man betrachtet was sich hinter dem lateinischen Namen Allium sativum verbirgt, denn es ist niemand anderes als die gute, alte Knoblauchknolle.
Die Tatsache, dass sich ein Mensch intravenös konzentrierten Knoblauch verabreichen lässt, ist an sich schon ausreichend merkwürdig. Dass diese Substanz allerdings auf Nippons Doping-Listen zu finden ist, mutet noch weitaus sonderbarer an. Gar nicht auszudenken was passieren würde, führe die Tour de France durchs Land der aufgehenden Sonne.

Werder hat gewählt

Der Wahlausgang im kleinsten deutschen Bundesland mag außerhalb vielleicht auf wenig Interesse stoßen, dennoch wird das Abstimmungsergebnis der Bremischen Bürgerschaftswahl wohl auch nicht ohne Folgen für die schwarz-rote Bundesregierung bleiben.
Primär in der Funktion als politisches Stimmungsbarometer, denn das Resultat der Wahl war eine deutliche Absage an die Christ- und Sozialdemokraten. So konnten sich die drei Oppositionsparteien eines enormen Stimmenzuwachses erfreuen - der Linkspartei glückte gar der Husarenstreich, quasi aus dem Stand zum ersten Mal in einen westdeutschen Landtag einzuziehen.
Als ebenfalls deutlicher, wenn auch weniger erfreulicher, Protest sind die beiden Sitze für die DVU und die Bürger in Wut, einer rechtspopulistisch klassifizierten Partei, welche sich aus dem ehemaligen Kader der dubiosen Schill-Partei rekrutiert, einzustufen - auch wenn beide nicht annähernd die 5-Prozent-Hürde erreicht haben, profitierten sie doch von einer Besonderheit der Wahlen in der Hansestadt: Da Bremen und Bremerhaven als zwei getrennte Wahlbereiche gelten, genügt, unabhängig vom Gesamtergebnis, das Erreichen der Sperrklausel in einem der beiden Bezirke.
Wie hoch die Wellen von der Weser nun in die Bundeshauptstadt schlagen werden, bleibt abzuwarten und ist in erster Linie von der SPD abhängig, den die Qualen der Wahlen beginnen erst jetzt, bei der Selektion des Koalitionspartners. Zwar würde einem erneuten Zustandekommen eines großen Regierungsbündnisses in Bremen nichts im Wege stehen, es ist aber ein offenes Geheimnis, dass die Roten viel lieber mit den Grünen als den Schwarzen können und wollen. In Zeiten der Zwistigkeiten innerhalb der Bundesregierung eine gute Möglichkeit, der Union einen Denkzettel zu verpassen, eine Entscheidung zugunsten der Bündnisgrünen würde jedoch die Abstimmungsmehrheit im Bundesrat kippen und somit eine Eigentor bedeuten. Werder hat vorgelegt und die Partie bleibt in jedem Fall spannend.

Samstag, 12. Mai 2007

Die Barden balgen sich

Heute in Helsinki, Finnland, um im Rahmen des Eurovision Song Contest den Besten ihrer Zunft zu ermitteln. Nun ja, eigentlich wird der Sieger des Sangeswettstreits nicht direkt dort ermittelt - die teilnehmenden Troubadoure spielen lediglich in der skandinavischen Hauptstadt vor. Abgestimmt wird nämlich via Televoting und hier liegt auch schon der Hund beziehungsweise Elch begraben: Seit Yugoslawien und die Sowjetunion in eine Vielzahl von Einzelstaaten zerfallen sind, findet bei der Abstimmung eine regelrechte Wettbewerbsverzerrung statt, die den Sinn der ganzen Veranstaltung in Frage stellt. Auf dem Balkan zum Beispiel, wo man vor gar nicht allzu langer Zeit noch aufeinander geschossen hat, schustert man sich jetzt, unabhängig von der Qualität der Darbietungen, gegenseitig die Punkte zu.
Man könnte sich stundenlang darüber echauffieren, wäre der Concours Eurovision de la Chanson nicht eine in e-musikalisch völliger Bedeutungslosigkeit dümpelnde Tri-Tra-Tralala-Veranstaltung, der Kitsch-Kommerz in Reinkultur, dessen Ernsthaftigkeit unter anderem schon dadurch belegt wird, dass es solch illustren Persönlichkeiten wie dem deutschen Schlager-Patron Ralph oder Rolf oder Rudi Siegel möglich ist, diesen Wettbewerb über Jahrzehnte hin zu dominieren.
Welche Erwartungen also kann man überhaupt noch an das kontinentale Vorsingen richten? Mir jedenfalls fällt außer einem Schmunzeln zwischen zwei Schluck Bier, welches die geckenhaften Gesangeskünstler auf mein Gesicht zaubern nicht mehr allzu viel ein.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Eine Seefahrt die ist lustig...

Dachte sich wahrscheinlich auch das frisch gewählte französische Staatsoberhaupt. Und recht hat er, der gute Nikolaus, denn wer es schafft, die Präsidentschaftswahl in einem G8-Staat für sich zu entscheiden, der hat auch erst einmal einen anständigen Urlaub verdient.
Und wo verbringt man diesen schon besser als bei einem Mittelmeertrip auf einer Luxusyacht? Eben, zumal wenn diese auch noch von einem wohlwollenden Gönner kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Pikant und weitaus weniger angenehm wird es dann allerdings, wenn an die Öffentlichkeit gerät, dass eben jener Gönner in der Vergangenheit immer wieder von Regierungsaufträgen profitiert hat, unter anderem auch aus dem französischen Innenministerium, Nikolausens bisherigem Arbeitsplatz.
Entweder ist das Nikoläuschen, welches sich unaufhaltsam seinen Weg in den Élysée-Palast gebahnt hat, tatsächlich irgendwie unbesiegbar und solche Lappalien perlen einfach an ihm ab, wie etwa Wassertropfen von einer fettigen Bratpfanne, oder aber M. Sarkozy ist einfach nur durchschnittlich gierig und dabei vor allem überdurchschnittlich dumm, um sich auf eine solche Sache einzulassen.
Hätte es da denn nicht auch ein zweiwöchiger Wanderurlaub im Elsass getan? Den hätte man doch locker, selbst mit dem mickrigen Salär eines Innenministers, aus der eigenen Tasche finanzieren können.

Brechmittel

Gerade eben flimmerte das ARD-Magazin Kontraste über meine Mattscheibe, in welchem unter anderem ein Bericht darüber zu sehen war, was es sich die deutsche Regierung kosten lässt, die Hälfte ihrer Beamten nach wie vor in Bonn arbeiten zu lassen.
Nicht nur, dass jedes Ministerium je einen Sitz in beiden Städten unterhält, nein, die repräsentativen Bauten am Rhein verschlingen Unsummen an Unterhaltungs- und Instandsetzungskosten, die an der Spree werden für noch weitaus mehr Geld neu gebaut. Hinzu kommt, dass die immer noch in Bonn Tätigen ständige Reisen in die neuere Hauptstadt unternehmen müssen; Rechnungen ergaben, dass etwa 600 Beamte permanent in der Luft sind.
Dass die Bundesregierungen, unabhängig davon, in welcher Farbkombination sie lackiert sind, Geld verbrennen - und dies mitunter im großen Stile - ist nichts Neues. Wenn allerdings im vorangegangen Kontraste-Bericht zu sehen ist, dass man sich in Berlin-Kreuzberg aus Geldmangel statt der mindestens sechs benötigten gerade einmal einen Amtskinderarzt für über 4000 Kinder leisten kann, stellt sich unweigerlich dieser Drang ein, sich auf der Stelle zu übergeben.

Sonne statt Reagan

Dies forderte die Rockgruppe BAP mit stimmkräftiger Unterstützung Joseph Beuys' bereits in den 80er Jahren. Nun mag der ehemalige amerikanische Präsident zwar mittlerweile verstorben sein, das famose Duett der Kölner Rocker mit dem ebenfalls verschiedenen Düsseldorfer Kunstprofessoren könnte, einem Artikel der aktuellen Print-Ausgabe des Spiegels zufolge, jedoch schon bald wieder an Aktualität gewinnen, denn wieder einmal plant ein Schauspieler den Einzug ins Weiße Haus: Fred Thompson heißt der Mann, welcher aus einschlägigen Polit-Thrillern und der Serie Law & Order bekannt ist - oder auch nicht.
Jedenfalls gilt der Mime als einer der aussichtsreichsten republikanischen Kandidaten das Bush-Erbe anzutreten und nicht nur die Öffentlichkeit scheint von Thompson überzeugt, auch die eigenen Parteifreunde sind Feuer und Flamme, wollen sie doch einige Parallelen - inklusive einer soliden konservativen Gesinnung - zu Ronald Reagan ausgemacht haben.
Dass Amerika generell nichts weniger braucht als einen weiteren republikanischen Präsidenten, ist ohnehin klar, angesichts der Haltung der Grand Old Party zum Kyoto-Protokoll schon zweimal nicht. Im Fall der Fälle könnte sich BAP also schon mal Gedanken über einen auf das Zeitalter des Klimawandels zugeschnitten Folgesong machen, ein treffender Titel wäre doch Regen statt Thompson.

Dienstag, 8. Mai 2007

Kalter Kaffee

Stolz präsentierte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla heute den Entwurf des neuen Grundsatzprogramms seiner Partei, das so ziemlich alles ist, nur eben nicht neu.
Zugegeben, eine These wie diese, dass "Freiheit ohne Sicherheit nicht vorstellbar" sei, mag so zwar zum ersten Mal formuliert worden sein. Betrachtet man allerdings die Vorschläge und Visionen, welche seit seinem Amtsantritt die Artikulationsorgane des Wolfgang "1984" Schäuble verlassen haben, stellt man schnell fest, dass dies nur ein Slogan ist, der euphemistisch die bisherigen Bestrebungen des Innenministers zusammenfasst.
Noch viel weiter zurück, aus den Oppositionszeiten der Union, stammt doch auch die leidliche Forderung nach einer leitenden Kultur, der solch eigenwillige Ergebnisse entsprungen sind wie etwa Einbürgerungstests, welche nicht einmal von der deutschstämmigen Bildungselite fehlerfrei beantwortet werden können.
Dass die Schwarzen auch weiterhin - am liebsten auf unbestimmte Zeit - die strahlenden Energiequellen nutzen wollen, kann Pofalla doch ebenfalls nicht ernsthaft als Novum im "neuen" Grundsatzprogramm seiner Partei verkaufen wollen.
Wo liegt sie denn nun, die Zukunft der Christdemokraten? Offensichtlich in der Vergangenheit - und auch dies ist doch eine hinlänglich bekannte Tatsache.

Voyage, Voyage

Nicht nur der Klerus nutzt die Vorteile der preisgünstigeren Nebensaison - wir, der Papst, brechen morgen ja ins sonnige Brasilien auf - sondern auch der Adel verreist noch eben schnell, bevor der sommerliche Touristenstrom beginnt und solange das Doppelzimmer mit Frühstück noch verfügbar und vor allem bezahlbar ist.
Ziel von zum Beispiel Königin Elisabeth II. war in diesem Lenz eine der ehemaligen britischen Kolonien, wo sie nicht nur begeistert das Kentucky Derby verfolgte, sondern sich auch ein Bild von den Fortschritten eines der ehrgeizigsten politischen Projekte der Menschheitsgeschichte machte: Dort läuft nämlich seit nunmehr sieben Jahren der Versuch, das Land vom dümmsten Einwohner regieren zu lassen.
Während in der europäischen Nachbarschaft nicht unwichtige Präsidentschaftswahlen abgehalten wurden, vergnügte sich die Monarchin beim Pferderennen und beim Dinner in Washingtons renommiertestem Gasthaus - immerhin wurde so, vielleicht nicht ganz ungewollt, ein Teil des öffentlichen Interesses in der Heimat von der alten auf die neue Welt gelenkt. Auch eine Möglichkeit, Stellung zu beziehen.

Sonntag, 6. Mai 2007

Totenstille in der Nachbarschaft

Während dort, in einem von größtenteils Franzosen bewohnten Viertel, vor knapp einem Jahr noch frenetisch der Einzug der Équipe Tricolore ins Finale der Fußballweltmeisterschaft mit Autokorso und Feuerwerk gefeiert wurde, herrscht jetzt, nachdem der Ausgang der Präsidentschaftswahl bekannt ist, eine Grabesstille.
Es ist nun also doch der Gnom zum neuen Häuptling von Asterix' Erben gewählt geworden, und man darf gespannt sein, wohin der Kurs der Grande Nation nun führt, zumal in einer ersten Rede bereits angekündigt wurde, sämtliche Wahlversprechen 1:1 umzusetzen. Hierunter fällt auch die Idee eines Ministeriums für nationale Identität - der Sohn eines ungarischen Einwanderers und einer griechisch-jüdisch-stämmigen Französin wird schon wissen warum.

Alles neu macht der Mai

So auch das deutsch-französische Verhältnis, denn dieses wird, unabhängig vom Ausgang der heute geschlagen Schlacht Ségo Vs. Sarko, ein ganz anderes Gesicht erhalten.
Möglichkeit A: Eine konservative Kanzlerin Merkel und Frankreichs Antwort auf Wolfgang Schäuble bilden eine Art Anti-Dynamisches Duo, sozusagen eine statische Staffel, die nicht nur den europäischen Motor ins Stottern bringen, sondern sich auch außenpolitisch wieder verstärkt auf archaische Bündnisstrukturen verlassen könnte.
Möglichkeit B wiederum würde ein absolutes Novum in den gallisch-germanischen Beziehungen bedeuten: in die lange Liste der Männerfreundschaften zwischen Kanzlern und Präsidenten würde sich das erste Damenkränzchen einreihen - politisch vielleicht nicht immer unisono, dafür aber mit einem weitaus größeren Potenzial an Kreativität.

Samstag, 5. Mai 2007

Kyunkasko sbazko byusba?*

*Wo ist das Toilettenpapier?

Seit geraumer Zeit schon fiel mir bei meinen Streifzügen durch die Buchhandlungen des Landes immer wieder ein Titel ins Auge. Da ich nun Reiseführer nur bedingt zu der von mir bevorzugten Lektüre zählen kann, beachtete ich das Buch zwar nicht weiter, aber die darin beschriebene Reisedestination "Molwanîen" machte mich schon etwas nachdenklich. Sollten meine geographischen Kenntnisse doch nicht ganz so fundiert sein wie ich angenommen hatte, oder sind mir da einige nicht irrelevante tagespolitische Ereignisse komplett entgangen?
Ich ging der Sache nun näher auf den Grund, mit dem Ergebnis, dass ich sofort ein Exemplar von "Molwanîen - Land des schadhaften Lächelns" erworben habe.
Bei dem vorgestellten Reiseziel handelt es sich um eine fiktive osteuropäische Republik, irgendwo zwischen dem Balkan und den ehemaligen Sowjet-Staaten angesiedelt, die so ziemlich alle über Länder hinter dem ehemaligen eisernen Vorhang existierende Klischees in sich vereint: Die Einwohner sind hässlich, dumm und hinterhältig, streitlustig, lüstern und arbeitsscheu. Dementsprechend ist es nicht weiter verwunderlich, dass Reisende dort in erster Linie betrogen, verprügelt und oder vergewaltigt werden.
Bemerkenswert ist vor allem, wie detailliert die drei Autoren das ausgedachte Land in ihrem Reiseführer ausgearbeitet haben. Es finden sich Hotel- und Restaurantempfehlungen, Öffnungszeiten der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und ein Überblick über die nationalen Sitten und Gebräuche, wie etwa das Bewerfen einer Braut mit stacheligen Knollen oder die tägliche Eröffnung der Börse in der Hauptstadt Lutnblaag durch das Abfeuern einer Kalaschnikow.
Der "Jetlag Travel Guide: Molwanîen - Land des schadhaften Lächelns" ist allemal eine Empfehlung wert, vergleichbar in etwa einer Endlos-Ausgabe der Titanic, und eines jener Bücher, die den Leser auch um zwei Uhr nachts alleine auf der Toilette zu schallendstem Gelächter zwingen.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Tipp des Tages

Bei der Führung eines Telekommunikationsunternehmens mögen folgende Hinweise durchaus nützlich sein: Kundenabwanderung ist ein lästiges Problem. Entgegentreten lässt sich ihr jedoch sehr einfach, etwa durch Akquisitionen und Übernahmen innerhalb derselben Branche. Auf diesem Wege erwirbt man nämlich automatisch, als kleinen Bonus sozusagen, einen bereits bestehenden Kundenkreis mit.
Das Anwenden dieser Strategie sollte nach Möglichkeit jedoch nicht überstrapaziert werden, denn entsprechende Märkte sind nicht unerschöpflich - außerdem führt diese Vorgehensweise massiv zur Reduzierung des Firmenkapitals.
Um wiederum die eigene Liquidität sicherzustellen, ist es mitunter hilfreich, unnötige Ausgaben, wie etwa das Sponsoring unterdurchschnittlich erfolgreicher Fußballvereine, weitestgehend zu minimieren.

Ja, wo schwimmen die denn?

Allem Anschein nach davon, die Felle des René Obermann, seines Zeichens Chef von Europas größtem Call Shop mit Sitz in Bonn. Besagter Herr hat nämlich, um die meuternde Mitarbeiterschaft milde zu stimmen, einen Gehaltsverzicht der Vorstände und Manager angeboten - und damit es sich auch lohnt, sogar für ganze zwei Monate.
Erleben wir hier nun die lang ersehnten positiven Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus'? Den ersten Top-Manager, der ausnahmsweise mal den eigenen Gürtel enger schnallt?
Oder sind wir Beobachter eines raffinierten Schachzuges zur Arbeitsplatzsicherung? Schließlich ist Herr Obermann erst seit November letzten Jahres Vorstandsvorsitzender der Kabelbude und müsste dementsprechend schon noch ein Weilchen durchhalten, um all seine Schäfchen ins Trockene zu bringen - reichen doch sechs Monate gerade mal für ein mageres Lämmlein.
Vielleicht hat auch endlich die Einsicht Einzug gehalten, dass selbst der Platz auf dem Chefsessel jederzeit neu besetzt werden kann. Denn jemanden aufzutreiben, der für eine fürstliche Vergütung mal eben die halbe Belegschaft entlässt, um sich dann als großer Firmensanierer feiern zu lassen, dürfte eigentlich an jeder Straßenecke möglich sein. Eine akademische oder sonstige Berufsausbildung ist hierzu nicht einmal vonnöten; und 99% der Bewerber wären darüber hinaus auch noch billiger als beispielsweise ein Herr Obermann.

Montag, 30. April 2007

Vom Saulus zum Paulus?

Wie Spiegel Online und die Konkurrenz einhellig berichten, verzichtet Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger vorerst auf eine Partizipation an den Aktivitäten des Studien-Zentrums Weikersheim. Diese vom kürzlich verstorbenen Hans Filbinger gegründete Einrichtung, eine am rechten Rand der Union angesiedelte Hege konservativen Wildwuchses, stand in der Vergangenheit immer wieder unter dem Verdacht, die schwarz-braune Demarkationslinie zu überschreiten.
Obwohl eine durchaus lobenswerte Entscheidung Oettingers bleibt irgendwie dennoch die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit bestehen. Seit der Trauerrede auf seinen Amtsvorgänger vergeht so gut wie kein Tag, an dem sich der Ministerpräsident nicht noch weiter von den rechts-konservativen Kräften - sowohl denen der eigenen Partei, als auch derer in noch weiterer Ferne - distanziert.
Alles eine Frage der Zeit also bis Oettinger - zwangsläufig - in der SPD auftaucht? Oder bis Sätze à la "Ich habe Herrn Filbinger nicht persönlich gekannt" und "Eine Person Hans Filbinger hat niemals existiert" fallen?

Sonntag, 29. April 2007

Der Fisch und seine Freundin

Ein malerischer See mit schwimmenden Fischerhüttchen ist der Schauplatz von "Seom - Die Insel", einem der früheren Filme des süd-koreanischen Wunderkindes Kim Ki-Duk. Hierher zieht sich eine Handvoll Hobby-Angler zurück um fern von Frau und Kind das Wochenende mit Saufen, Kartenspielen und, natürlich, Angeln zu verbringen. Versorgt werden sie von einer stummen Schönheit, welche per Boot Nahrungsmittel, Fischfangzubehör und Prostituierte - sie selbst bietet diese Dienstleistung ebenfalls an - zu den Hausbooten schippert.
Zwischen ihr und dem wortkargen Neuankömmling, der nicht von der "Passio Piscatoris" sondern der Flucht vor der Polizei an den See getrieben wurde, entwickelt sich schnell eine der außergewöhnlicheren Leinwand-Liebesbeziehungen. Inmitten der Schönheit des von Schilf und Nebel umgebenen Idylls vermögen die beiden es nur, sich einander über bluttriefende Gewalt zu nähern - Aggressionen, Suizidversuche und schließlich auch Mord sind dabei ihre einzigen Kommunikationsmittel.
Dieser Kontrast, aus atemberaubend schönen Aufnahmen einer von Wind und Wellen umwobenen Seen-Szenerie, die minutenlang auch ohne einen einzigen Dialog auskommt und der Sex und Gewalt-Melange, in welcher - so viel sei erwähnt- auch Angelhaken immer wieder eine Rolle spielen, ist das Leitthema, welches sich von Anfang bis Ende durch den Film zieht und eine ganze eigene, sonderbare Ästhetik kreiert. Darin agieren die beiden Hauptfiguren - trotz aller für- und gegeneinander aufgebrachten Leidenschaft - wie die Bewohner des Gewässers: kalt und stumm.
"Seom - Die Insel" ist anders als die "Diese drei Dinge nehme ich mit auf eine einsame Insel"-Insel, eine Bühne auf der Schönheit und Schmerz gleichzeitig mit zerstörerischer Anmut wandeln.