Samstag, 29. September 2007

Pimp my Müesli

Clevere Geschäftsidee oder nur einer von vielen, dem Tod geweihten Versuche im Internet Geldscheine zu drucken? Die Kollegen vom Trierer Medienblog, dem Weblog der Medienwissenschaftler an der Uni Trier, haben mich auf folgende Website aufmerksam gemacht: mymuesli.
Liebhaber des Zürcher Allerlei können dort ihre favorisierte Müesli-Mische zusammenstellen, die, online geordert, vom Postillon direkt in die Küche, respektive an den Frühstückstisch kutschiert wird.
Bei den angegebenen 566 Billiarden auf diesem Wege möglichen Müeslis gelangt man am Ende höchstwahrscheinlich wirklich zu exakt dem einen, alle anderen Cerealien zu ächten. Aber musste dafür tatsächlich ein so trashiger Name wie mymuesli aus der Tonne gezogen werden? Erstickt diese Wahl nicht die durchaus gefällige Idee, dem irgendwie immer noch mit dem Klischee des Fast-Food-Junkie-Internet-Users behafteten Cyberspace einen gewissen Öko-Touch zu verleihen, im Keim, im Kern, im Korn?
Obwohl auf dem T-Boot jeder Versuch willkommen ist, an den Fressnäpfen der Flocken-Monopolisten zu rütteln, wird das Birchermus wohl auch in Zukunft auf dem Speiseplan in der Kombüse fehlen.

Samstag, 22. September 2007

Saurer Apfel

Als mittlerweile durchaus überzeugter Mac-User und noch weitaus überzeugterer ehemaliger Telekom-Kunde musste ich diese Woche schon schlucken, als der Computerhersteller aus Cupertino ausgerechnet die Bonner Telefonzelle zum exklusiven Vertriebspartner für sein neues High-Tech-Handy iPhone machte, denn Gemeinsamkeiten zwischen beiden Konzernen lassen sich nun beim besten Willen nicht ausmachen. Dort wo sich die Kalifornier gewöhnlich durch innovative Technik, avantgardistisches Design und vor allem Benutzerfreundlichkeit hervortun, verkörpern Ron Sommers Erben in der Regel eigentlich das genaue Gegenteil. Bliebe einzig und allein die Tatsache, dass es sich bei beider Kundenkreise um kleine, verschworene Gemeinschaften handelt, die letztendlich den Ausschlag gegeben hat.
Wie dem auch sei, mein erster Gedanke, dass Mutter Theresa nun in die NSDAP eingetreten ist, mag, zugegeben, etwas übertrieben sein. Durchaus berechtigt sind jedoch Vergleiche mit James Bond, der seinen Widersachern fortan in einem Regionalexpress der Deutschen Bahn hinterher jagt, oder dem deutsch-französichen Kulturkanal arte, der sich nun die Übertragungsrechte für Gotthilf Fischers Straße der Lieder gesichert hat.

Donnerstag, 20. September 2007

Telefonterroristen

Während des letzten Eintrags in dieses Weblog klingelte das Telefon: Es war wieder einmal eine dieser computergenerierten Stimmen, die mir mitteilte, dass ich... keine Ahnung was, denn der Zeigefinger drückt in diesen Fällen schneller als der eigene Schatten den Knopf mit dem Symbol 'Hörer auflegen'. Ordentlich erbost über diesen Vorfall grübelte ich lange, ob ein entsprechender Vermerk im Logbuch des T-Boots nicht längst überfällig sei, denn Anrufe dieser Art häufen sich seit geraumer Zeit in einer erschreckenden Zahl. Wegen Geringfügigkeit stellte ich dieses Vorhaben dann aber doch zurück, bis vor fünf Minuten wieder einmal mein Fernsprecher bimmelte: "Guten Tag, hier ist Angelika Maier von Ihrem Gewinn-Service..."
Zum Glück, liebe Angelika, sind Deine Erschaffer clever genug, ihre Rufnummer zu unterdrücken, aber irgendwann, da bin ich mir sicher, wird auch dieses Geheimnis gelüftet werden. Die daraufhin zwangsläufig folgende Sammelklage wird wahrscheinlich auch mehr Unterzeichner haben, als Du an deinen digital-fiktiven Fingerchen wirst abzählen können und, soviel kann ich jetzt schon garantieren, ein Name wird in keinem Fall auf dieser Liste fehlen: Jean-Paul Téddôt, dreimal mit Rotstift unterstrichen und gelbem Textmarker hervorgehoben.

Mittwoch, 19. September 2007

Die Tele-Null

Es gibt gewisse Zeitspannen, die je nach Gusto zu Urlaub oder Ferien deklariert werden können und welche man dementsprechend gerne mal dazu verwendet, um bis in die Puppen in den Federn zu liegen. Obwohl ich mich derzeit innerhalb eines solchen Abschnitts befinde, bin ich aufgrund gewisser Verpflichtungen dennoch dazu genötigt, meinem digitalen Zeitmesser allmorgendlich um 8.00 Uhr den Weckruf zu genehmigen. Zum Glück für den freundlichen Call-Center-Mitarbeiter, der sich heute gegen 8.15 Uhr mit mir in Verbindung setzte, war ich also bereits wach, denn ansonsten hätte das Telefonat wohl eine ganz andere Richtung eingeschlagen - sowohl den Inhalt als auch den Tonfall betreffend.
So jedoch wurde das Gespräch kurz und sachlich geführt, meine drei knappen Antworten "Nein", "Anbieter X" und "Voll und ganz" folgten in der Reihenfolge auf das freudige "Sie haben doch sicher einen Anschluss der Telekom?", das etwas resignierte "Darf man fragen bei welchem Anbieter sie dann sind?" und schließlich auf ein völlig klein beigebendes "Dann sind sie sicher zufrieden?"
Liebe Leute von der Tele2, wie um alles in der Leitung wollt Ihr denn auf diesem Wege neue Kunden gewinnen? Menschen, die einer geregelten Tätigkeit nachgehen, befinden sich zu dieser Uhrzeit doch längst nicht mehr im Haus, und Studenten und anderes arbeitsscheues Gesindel vergrämt man allerhöchstens mit einem Anruf zu dieser unchristlichen Zeit. Selbst Obermanns Schergen klopfen frühestens am Vormittag an, was vielleicht auch ein Grund dafür sein mag, dass Ihr immer noch nur die - wenn auch selbsternannte- Nummer zwei im Tele-Business seid. Nach der misslungenen Aktion von heute morgen würde ich allerdings eher zu Tele0 tendieren.

Mittwoch, 12. September 2007

CSNS

Nach den grandiosen Erfolgen von DSDS (Deutschland sucht den Superstar), VSNP (Vatikan sucht neuen Papa) oder TSHN (Telekom sucht händeringend Neukunden) startet in gut drei Wochen die nächste große Suchaktion: CSNS - CSU sucht neuen Stoiber. Der alte Stoiber (Edmund Stoiber) nämlich legt zum 30. September sowohl sein Amt als bayrischer Ministerpräsident als auch den Parteivorsitz der CSU nieder. Ein neuer Stoiber, der die Geschicke Westösterreichs fortan lenken soll, ist längst gefunden: Günni Beckstein. Welcher Stoiber aber soll in Zukunft der einzigen im Freistaat zugelassenen Partei vorstehen? Eine gute Frage, denn würde man die potenziellen Kandidaten in einer Reihe aufstellen, wäre diese Schlange länger als die geplante Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen im Erdinger Moos. Höchste Zeit also für den T-Boot-Kandidaten-Check zu CSNS:

Horst Seehofer: Uneheliche Kinder kommen in der CSU gar nicht gut an, aber ein eben solches hat sich Seehofer auf sein weiß-blaues Fähnlein zu schreiben. Doch genau hierin liegt seine Stärke: Ob als Gesundheitsminister im Gruselkabinett des Dr. Kohl oder als Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Merkels Pappnasenparade - der erprobte Krisenmanager Käpt'n Horst umschifft alle Skandalklippen, AIDS-verseuchte Blutkonserven, Gammelfleisch und Bastarde. Fazit: Käpt'n Chaos.

Alois Glück: Obwohl er dem alten Parteiadel angehört - immerhin wurde er seinerzeit von Ihro Exzellenz Franz Josef höchstpersönlich zum Staatssekretär berufen - benötigt Alois schon ein großes Quäntchen seines Nachnamens um sich ernsthafte Chancen ausrechnen zu dürfen. Der Autodidakt und passionierte Bergsteiger wird voraussichtlich auch die nächsten 100 Jahren den Landtagspräsidenten im Maximilianeum mimen müssen. Fazit: Verstaubtes Fossil.

Gabriele Pauli: Die lustige Landrätin erfreut sich innerhalb der Partei enormer Beliebtheit: So haben die Genossen sogar ihr Büro abhören lassen, um sich in den Mittagspausen an den Späßen der Ulknudel aus Schweich an der Mosel ergötzen zu können. Das große Problem: Pauli ist eine Frau, und schließlich wird ein neuer Stoiber gesucht, keine neue Stoiberin. Ob ihre jüngst im Magazin Park Avenue zur Schau gestellten BDSM-Avancen hilfreich sind den Anspruch auf den Parteivorsitz durchsetzen zu können ist fraglich. Fazit: Pausenclown.

Günther Beckstein: Eine Kante, ein harter Hund, der seinem Vorbild Wolfgang Schäuble bis auf den Feuerstuhl in nichts nachsteht. Wäre eigentlich der perfekte Stoiber, da er beide Ämter - Ministerpräsident und Parteivorsitzender - ausfüllen könnte. Becksteins großes Dilemma: gehört der evangelisch-lutherischen Konfession an. Fazit: Protestantischer Saupreuss'.

Erwin Huber: Der brave Parteisoldat Huber gilt als aussichtsreichster Kandidat, neuer Stoiber zu werden - geheime Absprachen mit (Noch-)Innenminister Beckstein, der notfalls den CSU-Parteitag von der Polizei stürmen lassen will, bekräftigen dies. Das unter Umständen einzige Manko des unbedingt Konservativen (Huber über Huber): kann gut mit der Kanzlerin. Fazit: Ossi-Sympathisant.

Joachim Herrmann: Joachim wer? Genau. Trotz musterhaften Lebenslaufs (Jura-Studium unter anderem an der LMU, Mitgliedschaften in einer katholischen Studentenverbindung, im RCDS und der Jungen Union) wirkt Herrmann zu blass um die weiß-blaue Polit-Revue anzuführen. Sein Erscheinungsbild - Guido Westerwelle nach einem Platzregen und fünf Gläschen Haselnusslikör - sind hierbei ebenfalls nur bedingt von Vorteil. Fazit: Begossener Pudel.

Prognose: Keiner der Genannten kann hundertprozentig überzeugen, und so wäre es nicht verwunderlich, nach dem Parteitag folgende Antrittsrede des neuen CSU-Vorsitzenden zu hören: "Wenn Sie von Bayern aus... äh, München Bayern regieren und dann... also von München nach Berlin wechseln... und schließlich wieder zurück nach Bayern... äh, München. Schauen Sie sich mal die anderen Länder der Welt... äh, Bayerns, meine sehr verehrten... Münchens oder Europas an, Russland oder sonst wo... die Sowjet Union in Russland oder in... in... in Frankreich. Dann regieren sie praktisch in München, dann in Berlin und wieder in... äh, München. Dann ist doch klar, dass in München alles zusammenläuft, und auch der neue Stoiber der alte ist."

Dienstag, 4. September 2007

Man gönnt sich ja sonst nichts

Eigentlich wollte ich heute Vormittag nur ein paar kleine Besorgungen machen, habe es dann aber doch mal wieder so richtig krachen lassen: nachdem ich die Kasse passiert hatte, lag doch tatsächlich ein ganzer Liter Milch im Netz. Genau das Richtige, um meine Schampus schlürfenden Nachbarn mit einem sarkastischen Muuuh! zurück in den Jacuzzi zu treiben.

Montag, 3. September 2007

Volltreffer

Ein Eigentor, quasi in der Nachspielzeit, scheint Wolfgang Schäuble geschossen zu haben, denn nach seinem grandiosen (Fall)Rückzieher hat er nun offenbar die Sportschützen gegen sich aufgebracht. Sich mit Kleintierzüchtern oder Schachspielern anzulegen, ist eine Sache, sich es jedoch mit den Knarrenfritzen zu verscherzen, könnte selbst für einen Innenminister nicht ungefährlich werden. Eine große Ungerechtigkeit sehen die Ballermänner vor allem darin, dass es Jägern im Vergleich sehr wohl gestattet ist, mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres ein Schießeisen zu erwerben. Schäuble sollte indes darauf achten, seine nächsten Schritte mit Bedacht auszuführen, denn eine Angleichung des Waffengesetztes für die Weidmänner, könnte durchaus zur Folge haben, dass zum Halali, etwa auf Rollwild, geblasen wird.

Sportfreunde Schäuble

Beinahe hätten sich Deutschlands Hobby-, Sport- und sonstige Schützen ab heute so nennen dürfen, denn der Minister für innere Unsicherheit wollte gestern noch eine Lockerung des Waffengesetzes durchboxen, Pardon: ballern. So schnell wie dieses Mal wurde Deutschlands rabiatester Rollstuhlfahrer jedoch noch nie ausgebremst, denn bereits am Morgen trat Sportsfreund Wolfgang wieder den Rückzug an. Ein Grund hierfür mag das Salut sein, welches dem innenministerialen Ego-Shooter von der Opposition, im Speziellen der aus Erfurt, Thüringen entgegengebracht wurde.
Schade eigentlich, denn ein bewaffneter Mob vor dem Innenministerium hätte doch für ungleich mehr Spannung sorgen können, als ein unbewaffneter Haufen Demonstranten.

Sim City 2007

Die Generation der Blogleser wird die Städtebausimulation aus der Softwareschmiede Maxis kennen: Ein Gelände auf einer Karte wird markiert, anschließend zur Bebauung als Gewerbe-, Industrie- oder Wohnviertel freigegeben und eine aus Pixeln bestehende Staubwolke später ist ein neues Einkaufszentrum aus dem Boden gestampft.
Dass dies auch in der Realität funktioniert, durfte ich heute bezeugen. Vor gerade einmal zwei Wochen kündigte ein großes Schild die Eröffnung einer Discounter-Filiale in meiner unmittelbaren Nachbarschaft an, und tatsächlich konnte ich selbige auf meinem heutigen Nachmittagsspaziergang samt Gratis-Probierstand und Hüpfburg schon von weitem erkennen. Die spontane Sim City-Assoziation mag zwar zum Großteil auch den in einiger Ferne sichtbaren Windrädern zu verdanken sein, aber die günstige Lage - ich selbst hätte den Markt nicht anders platziert - zwischen drei separaten Wohnvierteln, zwei studentischen Wohnanlagen und somit einem Potenzial von geschätzt 2000 Kunden, welche den Markt innerhalb von fünf Minuten zu Fuß erreichen können, zeugt durchaus von Parallelen zum Computerspiele-Klassiker.
Ein etwas sonderbares Gefühl hatte ich dann also schon, nachdem ich von der Eröffnungsaktion mit 30-prozentigem Preisnachlass profitiert hatte, denn irgendwie erwartete ich auf dem Nachhauseweg diesen speziellen Mausklick auf meinen Kopf, welcher mir auf der Stelle eine Sprechblase mit dem Satz "Die neuen Einkaufsmöglichkeiten verbessern die Lebensqualität in diesem Viertel erheblich" entlocken würde.