Dienstag, 23. Oktober 2007

Einer weniger

In vielen Bereichen der Fiktion, und dort vornehmlich in Büchern, Filmen oder Comics aus dem angelsächsischen Kulturraum, kann man der Figur des Evil Twin begegnen, einer physisch zwar exakten Kopie des Protagonisten, moralisch jedoch dessen genaues Gegenteil. Diese Konstellation prädestiniert den bösen Zwilling natürlich dazu, ein gehöriges Maß an Verwirrung zu stiften, denn wer der Gute beziehungsweise der Böse von beiden ist, lässt sich nie mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmen. Dementsprechend bliebe es jetzt, nachdem Polen am Sonntag sein nur ein Jahr andauerndes Gemini-Programm beendet hat, eigentlich offen, ob es tatsächlich den Richtigen erwischt hat, denn auch diese beiden Eier gleichen sich wie ein Kopf dem anderen. Wäre da nicht die - durchaus berechtigte - Frage nach dem Numerus: Kann man im Zusammenhang mit den Kaczynski-Brüdern überhaupt von einem Evil Twin im Singular ausgehen? Immerhin steht fest, dass es jetzt zumindest Einer weniger ist. Und nachdem Donald nun schon den Lolek abgelöst hat, wird doch wohl hoffentlich auch Micky noch mit dem Bolek fertig werden.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Schäuble im Kühlschrank

Natürlich ist die Überschrift dieses Eintrags im übertragenen Sinne zu verstehen, aber schließlich hat der Innenminister selbst Schuld daran, dass man seinen Nachnamen mittlerweile als Synonym für Spanner verwendet.
Nirgendwo sonst kann man ungenierter seiner Big Brother-Passion frönen als im Internet - kein Wunder also, dass genau dort auch eine ganz neue Plattform des Voyeurismus entstanden ist. Anstelle der üblicherweise zu erwartenden hot babes, dreht es sich in diesem Fall jedoch eher um cold cases: Auf Fridgewatcher lassen sich gekühlte Vorratskammern aus aller Herren Länder observieren - wer sich gerne "dabei" beobachten lässt, kann dort natürlich auch selbst intime Fotografien aus der Kryokiste hochladen.
Wem das übrigens ebenfalls alles zu dumm beziehungsweise uncool ist, sollte davon absehen, oben stehendem Link zu folgen und sich stattdessen ein Bierchen aus den eigenen vier kalten Wänden holen gehen.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Peace, Al

Zwar hätte bereits die Tatsache, dass ein gewisser Doktor aus der Pfalz ebenfalls für den Friedensnobelpreis nominiert war, ausgereicht um die Entscheidung zugunsten des ehemaligen US-Vizes zu rechtfertigen; offiziell jedoch konnte das so natürlich niemand formulieren. Deshalb wurde Al Gore nun eben für sein Umweltschutzengagement ausgezeichnet - aber auch dies nicht zu Unrecht, denn das Apple-Aufsichtsratsmitglied hat geschafft, was John Muir und Ralph Nader nicht einmal gemeinsam bewerkstelligen hätten, nämlich ein Umweltbewusstsein in den Vereinigten Staaten zu wecken.
Al Gore hat den Klimawandel zwar nicht entdeckt, aber den richtigen, den amerikanischen Weg eingeschlagen, ihn seinen Landsleuten näher zu bringen: den Weg über die Showbühne. Nicht durch seine zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen, sondern durch das Aussprechen einer unbequemen Wahrheit, für welches er ihm im letzten Jahr sogar mit einem Oscar belohnt wurde, hat er der restlichen Welt vorgemacht, wie sich sogar das Land der ungebremsten Emissionen für dieses Thema sensibilisieren lässt. In Europa scheint man dies verstanden zu haben, denn die Auszeichnung des norwegischen Dynamitfabrikanten ist nicht nur eine Ehrung von Gores Arbeit, sondern setzt diese sinngemäß fort: Die Amerikaner sind mittlerweile nicht nur stolz auf ihren Friedensnobelpreisträger, sie haben auch mitbekommen, warum er es geworden ist.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Glückstag

Irgendwo hatte ich das Stück im (relativ) neuen Werbespot der Deutschen Bahn schon einmal gehört. Und richtig, nach kurzer Überlegung erinnerte ich mich wieder: Der Quiz-Sender 9Live hatte "Lucky Day" vor einiger Zeit ebenfalls für seine TV-Reklame verwendet. Warum die Marktschreier der Gleischaoten ausgerechnet eine Corporate Identity mit dem Fernsehsender angestrebt haben, der seinen Zuschauern für das Überwinden intellektueller Hürden der Güteklasse "Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben, das mit E beginnt" eine Teilnahmegebühr in Höhe von 49 Cent in Rechnung stellt, bleibt wohl auf immer ihr Geheimnis. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Art Revierkampf, wer denn nun der wahre Abzockerkönig, und wer eben nur ein popeliger Beutelschneider ist - dass Lukas, Jim Knopf und Co. nicht nur die paar GEMA-Gebühren für das muntere Musikstückchen berappt haben, sondern obendrein gleich noch den Barden Sasha - der im Spot zum Glück namentlich vorgestellt wird, da zumindest ich diesen jungen Mann nicht erkannt hätte - engagierten, rücken diesen Verdacht zumindest nicht völlig aus der Welt.
In welcher Beziehung der Förderverein für Spielsucht indes zum so genannten "Lucky Day" steht, ist klar: Wer nach 150 Mal Wahlwiederholung tatsächlich eine menschliche Stimme am anderen Ende der Leitung vernimmt, kann mit den gewonnenen 50 Euro immerhin einen Teil des ausschließlich zu diesem Zwecke angehäuften Gebührenberges abtragen. Wie der Glückstag bei den Fuhrmännern der rollenden Nichtraucher-Blechcontainer aussieht bleibt aber irgendwie schleierhaft, obwohl deren Fahrgäste diesbezüglich mit Sicherheit ganz konkrete Vorstellungen haben dürften. Die passen aber wohl besser zum Sankt-Nimmerleinstag.

Montag, 1. Oktober 2007

CSNS - Das Finale

Nun ist es amtlich: Der Huber Erwin beerbt den Stoiber Edmund als neuen Parteivorsitzenden. Bereits nach dem ersten Durchgang musste er von seinen Parteigenossen mit 58,2 Promille aus dem christ-sozialen Bierzelt getragen werden, während sein Herausforderer, der Seehofer Horst, sich mit seinen 39,1 immerhin noch auf den eigenen Beinen halten konnte. Der olympische Gedanke, "dabei sein ist alles", stand wohl für Gabriele Pauli im Vordergrund, denn mit ihren mickrigen 2,5 Tausendstel Blut im Weissbier konnte sie sogar noch im eigenen PKW nach Hause fahren.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass da doch immer noch 0,2 Prozent fehlen. Richtig. Hierbei handelt es sich - wie zu erwarten war - um ungültige Stimmen, die vornehmlich aus den Lagern der Traditionalisten und der Ultra-Traditionalisten stammen: Franz-Josef Strauss und Ludwig II. waren auf den Zetteln in Fraktur vermerkt.