Dienstag, 27. Mai 2008

Die teuflischen Tanten

Dass Lucy, Sandy, Mandy und die andere Mandy keine Engel sind, war mir zwar bekannt, dass sie Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten würden, erfuhr ich allerdings erst kurz vor Anpfiff.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten, diesen munteren Gesangswettstreit zu begehen: man informiert sich entweder vorher über das TV-Programm und ignoriert für ein paar Stunden die Taste Nummer eins auf der Fernbedienung, oder aber man fügt sich mit Unterstützung der Brauerei seines Vertrauens dem Schicksal. Da ich nun bereits am Nachmittag der durchaus nicht irrelevanten Frage auf den Grund ging, welches Fassungsvermögen - in Bierflaschen gerechnet - denn eigentlich der Kühlschrank im Bedarfsfall aufweisen könnte, war mein Weg in diesem Jahr allerdings vorherbestimmt.
Meine Erwartungen an die Belgrader (dem diesjährigen Austragungsort) Stadtmusikanten hätten nun, wenn vorhanden, gegen Null tendiert, wurden in der Folge aber bei weitem übertroffen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, nennenswert etwa Le Grand Lebœfski, die französische Antwort auf den Dude oder der greise, kroatische Straßenrapper 75 Cents, entsprachen die musikalischen Darbietungen zwar einmal mehr der Live-Übertragung einer Gruppe mit Valium gemästeter Paviane, die über Nacht in den Orchestergraben eines Opernhauses gesperrt wurde, dafür konnte aber die zweite Hälfte, die Abstimmungsphase, durchaus mit Spannung aufwarten, denn zum ersten Mal seit Guildo Horn und Moritz Mütze (oder so) hatte man wieder allen Grund mit den teutonischen Vertretern mitzufiebern.
Nicht etwa weil Lucy und die drei Mandys ernsthafte Chancen auf den Sieg gehabt, geschweige denn diesen verdient hätten, nein, sondern weil jede neuerliche Nullrunde die Hoffnung nährte, dass die vier Popstars-Pomeranzen einen der schlechtesten letzten Plätze in der Geschichte eines der schlechtesten Musikwettbewerbe belegen könnten. Leider wurde daraus nichts, denn einem ungeschriebenen Gesetz nach wird der ehemalige Grand Prix Eurovision de la Chanson nun mal mit Stimmen vom Balkan entschieden, und die Bulgaren gaben, weil eine der vier Mandys, ich glaube Lucy, ursprünglich von dort kommt, großzügige zwölf Punkte.
Vielleicht schickt man statt der teuflischen Tanten im nächsten Jahr gleich die Böhsen Onkelz - so wäre man in puncto letzter Platz immerhin auf der sicheren Seite.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Neokalorienzähler

Obwohl der Anti-Diät-Tag, eine Initiative gegen den Schlankheitswahn, gegen skurrile Hungerkuren und ungesundes Fasten, nun zum insgesamt siebzehnten Mal stattgefunden hat, war die mediale Aufmerksamkeit zumindest hierzulande bislang relativ gering. Seit gestern aber ist die Protestaktion wider die Magersucht um einen gewichtigen Fürsprecher reicher: die Bundesregierung.
Getreu den Mottos "Dreck macht Speck" und "Kohl is beautiful" verordnete die schwarz-rote Koalition den Abgeordneten einen Schlemmerkurs, welcher vorsieht, dass die Mitglieder des Bundestags anstelle der bislang 700,9 spätestens im Jahr 2010 ganze 815,9 Kilocent pro Monat vertilgen sollen.
Zwar war abzusehen, dass die Hungerhaken von der Opposition Sturm gegen diese Politikermast laufen, ihre Angst jedoch, Beckschwarte und Spanmerkel könnten sich durch ihre Pfundskur Vorteile für den Wahlmarathon 2009 verschaffen, dürfte mehr als unbegründet sein.

Montag, 5. Mai 2008

Die Anti-Stimmungskanone

Diese Auszeichnung gebührt zweifelsohne Jean-Paul Téddôt, der es doch tatsächlich vorzieht sich mit einer Flasche Doppelkorn auf der Damentoilette einzuschließen anstatt mit großem Tschingderassa das Einjährige seines Logbuchs zu feiern.
Die kurze, aber immerhin nüchterne Bilanz kommt dafür jetzt: 93 Einträge in etwas über einem Jahr - für ein ambitioniertes Weblog definitiv zu wenig, für das T-Boot allerdings eine stolze Zahl.
Und wenn wir schon bei den Abrechnungen sind, sollen auch die Tops and Flops dieses Blogs nicht verschwiegen werden. Größtes Versäumnis des letzten Jahres war sicherlich der unter dem verheißungsvollen Arbeitstitel "Hämopetroleum" begonnene aber niemals fertig gestellte Eintrag zum Film There Will Be Blood, dafür darf der lange Zeit unangefochtene erste Platz bei der Google-Suche zum Bild-Slogan "Die stärkste Waffe eines Menschen ist seine Stimme" mit Sicherheit als das Highlight schlechthin bezeichnet werden.