Schwarztee-Bomber
In Darjeeling Limited reisen drei Brüder auf einer Art verkrampftem Selbstfindungstrip via Dampfross über den indischen Subkontinent - mehr lässt sich zum Inhalt von Wes Andersons neuestem Film auch schon gar nicht mehr berichten, denn der Streifen folgt altbewährten Mustern.
Aber das ist auch gut so, denn die skurrilen Situationen, in welche die noch skurrileren Charaktere immer wieder driften, die wunderschön arrangierten Bilder und der stets wie ein maßgeschneiderter Anzug sitzende Soundtrack machen alles andere so gut wie überflüssig, der jeweilige Moment spricht für sich selbst. Anstatt permanent gewaltsam Lachsalven auf den Zuschauer abzufeuern, serviert Anderson einmal mehr den für seine Filme typischen trockenen, wortkargen Humor in homöopathischen Dosen und erreicht gerade auf diesem Weg diese spezielle Komödienkomposition, nach der viele andere immer wieder vergeblich streben: Coolness, Style und das Gefühl, gut unterhalten den Kinosaal zu verlassen.
Natürlich mag man dem Regisseur mangelnde Experimentierfreudigkeit vorwerfen - diese beginnt zum Beispiel schon beim Casting, den neben Owen Wilson sind etwa Anjelica Houston oder Bill Murray auch dieses Mal wieder mit von der Partie - doch Anderson hat längst seine spezielle Klientel gefunden, die irgendwo zwischen - man verzeihe die abgedroschene Floskel - Kult und Kommerz logiert. Dieser schenkt er einmal mehr großzügig ein, in Darjeeling Limited nicht nur mit schwarzem Tee, sondern einem zusätzlichen Aperitif: dem Kurzfilm Hotel Chevalier. Ein Kinobesuch der sich in allen Belangen gelohnt hat.
1 Kommentar:
Herr Téddôt schreibt mittlerweile so massenkompatibel, er könnte glatt ein zweiter Niggemeier werden... Das soll nicht heissen, ich fände den Artikel schlecht, sondern soll eher das Gegenteil dessen ausdrücken. Einer Zusammenlegung der Feuilleton-Dezernate des Boots, der Kirche und des Zimmers sollte nun nichts mehr entgegenstehen...
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