Franzomas
Wer war eigentlich dieser Franz Müntefering, der da gestern seine Kündigung als Arbeitsminister und Vizekanzler eingereicht hat? Irgendwann, wie aus dem Nichts, stand Münte plötzlich auf der Matte: von Gerhard Schröder wie ein weißes Kaninchen aus dem Hut gezaubert, schaute Franz fortan überall heraus, wo SPD draufstand. Zuvor nur eingefleischten Parteigenossen ein Begriff, mutierte Münte nach Schröders Wechsel von der Regierungsbank in den Managersessel schnell zu einer Art Galionsfigur des in Schieflage geratenen Sozi-Schiffes, und wurde mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er die Sozialdemokratie erfunden, sogar zum Stellvertreter Angela Merkels in der neuen großen Koalition.
Ein Paradoxon war Münteferig allemal, denn medial und politisch quasi omnipräsent, ist er dabei niemals großartig in Erscheinung getreten, und selbst im Rampenlicht zog er nicht die ganz große Aufmerksamkeit auf sich: Er war der Backgroundsänger des stimmgewaltigen Startenors Schröder und die Zusatzbeleuchtung für den pfälzischen Kometen Beck, aber hielt sich dennoch immer im Hintergrund auf, höchstens mal an der Flanke, wie der Flügelmann eines Kampfpiloten. Welchen Zielen er nachging, welchem Auftrag er unter Umständen folgte oder welche Erfolge er verbuchen konnte, das alles weiß vermutlich nur er alleine, denn aufgefallen ist er nicht - weder im positiven noch negativen Sinn.
Und nun verschwindet Müntefering wieder in der Versenkung. Nicht aufgrund eines Skandals oder einer Revolte, nein, schlicht aus privaten Gründen. Ein schneller, sachlicher und unspektakulärer Abgang, die selbe Art und Weise auf die er einst aufgetaucht ist. Aus den Schatten in die Schatten, wie ein Agent auf geheimer Mission, ein Phantom wie Roy Makaay im gegnerischen Strafraum, der Franzomas eben.
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