Kein Kino für alte Männer
Zugegeben, Gewalt im Film ist alles andere als neu, kalter Kaffe eben oder bestenfalls ein lauwarmes Lichtspiel. Dass nun ausgerechnet Ethan und Joel Coen für ihren texanischen Thriller No Country for Old Men ganze vier Oscars - darunter auch noch den begehrtesten für den besten Film - abgesahnt haben, mag daher schon etwas dubios anmuten.
Aber genau so zieht auch dieser Streifen auf der Leinwand vorüber: Dubios. Skurril. Irritierend. Eine Art Remake von David Lynchs Lost Highway, gedreht von Quentin Tarantino zwischen den beiden Kill Bill-Teilen, welches obendrein den typischen Charme früherer Coen-Filme wie etwa Fargo oder Blood Simple versprüht.
Und dennoch ist No Country for Old Men das angekündigte Neuland, denn die zur Schau gestellte Brutalität in Gestalt des perfektionierten Bösen, des "ultimativen Arschlochs", brillant verkörpert von Javier Bardem, der dafür zurecht den Oscar für die beste Nebenrolle einheimste, ist nicht nur einfach sinnlos im Sinne sinnloser Gewalt.
Im Gegenteil, man könnte die Motive des gefühlskalten Profikillers Anton Chigurh wahrscheinlich relativ einfach aufdecken, wenn nicht diese beiden Regie führenden und Drehbuch schreibenden Brüder ganze Arbeit geleistet und eine Entschlüsselung nahezu unmöglich gemacht hätten. Letztlich bleibt dem Zuschauer und den anderen Charakteren nur eine Möglichkeit: Die Flucht vor dem Psychopathen mit dem Bolzenschussapparat.
Der Zugang zu diesem Film ist sicher nicht leicht, aber wie Tommy Lee Jones als Sheriff Ed Tom Bell bereits zu Beginn des Films konstatiert, ist dieses Land auch schließlich nichts mehr für alte Männer. Dieses Kino auch nicht.
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