Mittwoch, 16. April 2008

Djian-Senf

Nein, kein Tippfehler sondern ein albernes Wortspiel um irgendwie auf 100 zu 1 zu sprechen zu kommen, eine Sammlung früher Kurzgeschichten von Philippe Djian, die zumindest eine gewisse Schärfe mit der Gewürzpaste gemeinsam hat. Djian soll seine Erzählungen im Alter von 22 Jahren geschrieben haben - zwar nicht in der französischen Senfkapitale, dafür aber an einer Autobahnmautstelle, während er dort dem Job des Kassierers nachging. Klang jedenfalls interessant genug, um ein Exemplar davon zu erwerben.
Darin enthalten elf Storys, die von den üblichen Verdächtigen bevölkert werden, vom welken Duft der Flowerpower umhüllt sind und sich noch nicht so richtig in das kalte Neonlicht der 80er Jahre trauen, in welchen sie geschrieben wurden. Macht aber nichts, denn gerade dadurch wird Djians Prosa eine ganz eigene, spezielle Aura verliehen, die noch am ehesten an Henry Chinaski auf einem Frankreichtrip erinnert: One-Night-Stands, die in Baumkronen leben und Flügel auf dem Rücken tragen, Porno-Autoren, die ein Bierchen trinken gehen und ihren Chefredakteur mit seiner Herzattacke auf der Toilette zurück lassen, sowie die ganz Verzweifelten - Viagra war noch nicht erfunden - die ihren Potenzproblemen mit einer Spritze flüssigen Wachses entgegentreten.
100 zu 1 ist zwar nicht das perfekte Dinner, der einschlägige Gourmetleser wird es aber als einen guten, hochprozentigen Apéro zu schätzen wissen, der Appetit auf Djians weiteres Œuvre macht.

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