Freitag, 27. April 2007

Zuckerwatte

Ist leicht, süß und irgendwie zeitlos. Mit diesen Attributen lässt sich auch "Zuckerbaby", die erste von drei gemeinsamen Kinoproduktionen des regieführenden Hotel-Urenkels Percy Adlon und der immer charmanten bajuwarischen Actrice Marianne Sägebrecht, versehen.
Die Handlung ist schnell zusammengefasst: die einsame, übergewichtige Leichenbestatterin und Endvierzigerin Marianne verliebt sich in die Stimme des jungen und gut aussehenden U-Bahn-Fahrers Huber, einem einfachen aber gutmütigen Charakter, der eine monotone Ehe mit einer stereotypen Karrierefrau führt. Nachdem die Rubens-Frau den blonden Jüngling verfolgt und ihn schließlich auch verführt, beginnen die beiden eine äußerst erfüllte Affäre, deren Harmonie nur durch die Rückkehr der für zwei Wochen verreisten Frau Huber gestört wird.
Den Ausgang lässt der Film zwar offen, sein Reiz entsteht aber ohnehin auf andere Weise: die wenigen und knappen Dialoge, die kleinen aber bedeutsamen Gesten und das plötzliche Aufblühen der beiden Charaktere, welchen es gelingt aus ihrer jeweiligen Alltags-Tristesse, dem Bestattungsunternehmen beziehungsweise dem U-Bahn-Tunnel zu entfliehen.
Über das Genre Beziehungskomödie hinaus, ist "Zuckerbaby" aber vor allem eines, ein unglaublich stylisher Film in der Neonreklame-Optik der kalten und sterilen 80er Jahre. Mit minimaler musikalischer Untermalung, deren einziges Highlight der von Peter Kraus gesungene Rock 'n' Roll-Hit "Sugar Baby" bleibt, fließt der Film über Stadtautobahnen durch die Mietskasernen-Landschaft Münchens, taucht über Rolltreppen hinab in die Schächte der U-Bahn und wird ausschließlich durch seine beiden Protagonisten mit ein wenig Leben gefüllt.
Visuelle Zuckerwatte, Baby!

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