Mittwoch, 12. September 2007

CSNS

Nach den grandiosen Erfolgen von DSDS (Deutschland sucht den Superstar), VSNP (Vatikan sucht neuen Papa) oder TSHN (Telekom sucht händeringend Neukunden) startet in gut drei Wochen die nächste große Suchaktion: CSNS - CSU sucht neuen Stoiber. Der alte Stoiber (Edmund Stoiber) nämlich legt zum 30. September sowohl sein Amt als bayrischer Ministerpräsident als auch den Parteivorsitz der CSU nieder. Ein neuer Stoiber, der die Geschicke Westösterreichs fortan lenken soll, ist längst gefunden: Günni Beckstein. Welcher Stoiber aber soll in Zukunft der einzigen im Freistaat zugelassenen Partei vorstehen? Eine gute Frage, denn würde man die potenziellen Kandidaten in einer Reihe aufstellen, wäre diese Schlange länger als die geplante Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen im Erdinger Moos. Höchste Zeit also für den T-Boot-Kandidaten-Check zu CSNS:

Horst Seehofer: Uneheliche Kinder kommen in der CSU gar nicht gut an, aber ein eben solches hat sich Seehofer auf sein weiß-blaues Fähnlein zu schreiben. Doch genau hierin liegt seine Stärke: Ob als Gesundheitsminister im Gruselkabinett des Dr. Kohl oder als Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Merkels Pappnasenparade - der erprobte Krisenmanager Käpt'n Horst umschifft alle Skandalklippen, AIDS-verseuchte Blutkonserven, Gammelfleisch und Bastarde. Fazit: Käpt'n Chaos.

Alois Glück: Obwohl er dem alten Parteiadel angehört - immerhin wurde er seinerzeit von Ihro Exzellenz Franz Josef höchstpersönlich zum Staatssekretär berufen - benötigt Alois schon ein großes Quäntchen seines Nachnamens um sich ernsthafte Chancen ausrechnen zu dürfen. Der Autodidakt und passionierte Bergsteiger wird voraussichtlich auch die nächsten 100 Jahren den Landtagspräsidenten im Maximilianeum mimen müssen. Fazit: Verstaubtes Fossil.

Gabriele Pauli: Die lustige Landrätin erfreut sich innerhalb der Partei enormer Beliebtheit: So haben die Genossen sogar ihr Büro abhören lassen, um sich in den Mittagspausen an den Späßen der Ulknudel aus Schweich an der Mosel ergötzen zu können. Das große Problem: Pauli ist eine Frau, und schließlich wird ein neuer Stoiber gesucht, keine neue Stoiberin. Ob ihre jüngst im Magazin Park Avenue zur Schau gestellten BDSM-Avancen hilfreich sind den Anspruch auf den Parteivorsitz durchsetzen zu können ist fraglich. Fazit: Pausenclown.

Günther Beckstein: Eine Kante, ein harter Hund, der seinem Vorbild Wolfgang Schäuble bis auf den Feuerstuhl in nichts nachsteht. Wäre eigentlich der perfekte Stoiber, da er beide Ämter - Ministerpräsident und Parteivorsitzender - ausfüllen könnte. Becksteins großes Dilemma: gehört der evangelisch-lutherischen Konfession an. Fazit: Protestantischer Saupreuss'.

Erwin Huber: Der brave Parteisoldat Huber gilt als aussichtsreichster Kandidat, neuer Stoiber zu werden - geheime Absprachen mit (Noch-)Innenminister Beckstein, der notfalls den CSU-Parteitag von der Polizei stürmen lassen will, bekräftigen dies. Das unter Umständen einzige Manko des unbedingt Konservativen (Huber über Huber): kann gut mit der Kanzlerin. Fazit: Ossi-Sympathisant.

Joachim Herrmann: Joachim wer? Genau. Trotz musterhaften Lebenslaufs (Jura-Studium unter anderem an der LMU, Mitgliedschaften in einer katholischen Studentenverbindung, im RCDS und der Jungen Union) wirkt Herrmann zu blass um die weiß-blaue Polit-Revue anzuführen. Sein Erscheinungsbild - Guido Westerwelle nach einem Platzregen und fünf Gläschen Haselnusslikör - sind hierbei ebenfalls nur bedingt von Vorteil. Fazit: Begossener Pudel.

Prognose: Keiner der Genannten kann hundertprozentig überzeugen, und so wäre es nicht verwunderlich, nach dem Parteitag folgende Antrittsrede des neuen CSU-Vorsitzenden zu hören: "Wenn Sie von Bayern aus... äh, München Bayern regieren und dann... also von München nach Berlin wechseln... und schließlich wieder zurück nach Bayern... äh, München. Schauen Sie sich mal die anderen Länder der Welt... äh, Bayerns, meine sehr verehrten... Münchens oder Europas an, Russland oder sonst wo... die Sowjet Union in Russland oder in... in... in Frankreich. Dann regieren sie praktisch in München, dann in Berlin und wieder in... äh, München. Dann ist doch klar, dass in München alles zusammenläuft, und auch der neue Stoiber der alte ist."

2 Kommentare:

Pete Rubinsky hat gesagt…

Das war Dein bester Artikel seit "118 und nur ein klein wenig leiser", den ich eine handvoll Male genußvoll gelesen habe. Bravo, du Möchtegern-Gichtgriffel.

Anonym hat gesagt…

Ich pflichte da bei!Chapeau!