Aliens killed my cat
Ungeplant, und wahrscheinlich gerade deswegen, hat die ARD den Privaten gestern Abend vorgemacht, wie gute Late-Night-Comedy auszusehen hat: Eigentlich ging es Sandra Maischberger in ihrer Sendung nur darum, einige Meinungen zur Frage "Ufos, Engel, Außerirdische - sind wir nicht allein?" einzuholen - dass sie selbst, durch die bloße Auswahl ihrer Gäste, den besten Beweis für extraterrestrisches Leben erbringen würde, hätte die TV-Moderatorin wohl selbst in ihren kühnsten Träumen nicht zu denken gewagt.
Wenn etwa der marsianische Bestsellerautor Johannes von Buttlar den noch bei weitem irdischsten Eindruck aller Anwesenden hinterlassen hat, liegt es auf der Hand, dass die Anderen per Anhalter von wo ganz woanders hergekommen sein müssen. Joachim Bublath zum Beispiel, der den Fernsehzuschauern in den 80er Jahren mit Taschenspielertricks die wunderbare Welt der Physik näher zu bringen versuchte, sollte die Rolle des rationalen Wissenschaftlers mimen. Stattdessen brachte sein auf arrogante und naive Art zur Schau gestellter Positivismus eine ohnehin hysterisch zeternd und kreischende Nina Hagen dermaßen in Rage, dass sich der ehemalige Knoff-Hoffer nicht anders zu helfen wusste, als das Studio noch vor Ablauf der Sendezeit zu verlassen. Des einzigen echten Gegenparts entledigt konnte die Punk-Ikone das Gaspedal nun bis zum Anschlag durchtreten: Frau Hagen beklagte unter anderem die Entführungen von Erdenbürgern durch Außerirdische und enthüllte die geheimen Pläne zur Errichtung von Kolonien auf Mond und Mars, in welchen der amerikanische Präsident George W. Bush seine WASP-Elite unterzubringen gedenkt.
Die eigentliche Attraktion dieser Ausgabe von Menschen bei Maischberger war jedoch ein gewisser Parapsychologe namens Walter von Lucadou, dem nach eigenen Angaben einzigen "working scientist" der illustren Runde, neben dem sogar noch Ufo-Papst von Buttlar seriöser als Stephen Hawking wirkte. Von Lucadou, der nebenbei bemerkt eine auch noch staatlich geförderte Beratungsstelle für unerklärliche Phänomene leitet, kam auf einen Redeanteil von gut 75 Prozent, was angesichts seiner Ausführungen, die noch weiter als die unendlichen Weiten des Weltalls waren, jedoch nicht weiter verwunderlich ist. Obwohl zwar viel geredet, hat der gute Mann leider ungleich weniger gesagt - von einem Wissenschaftler, der gezwungen ist, die Glaubwürdigkeit seiner Arbeit mit dem Satz "ich war nicht betrunken" zu untermauern, kann man aber wahrscheinlich auch nicht mehr erwarten. Herausgekommen ist letztendlich immerhin die Erkenntnis, dass "die Welt komplexer ist, als Sie denken, Herr Bublath" - ein Ergebnis, welches selbst den promovierten Physiker In Erstaunen versetzt haben dürfte.
Die Fünfte im Bunde, Fernsehmoderatorin Sabrina Fox, die in engem Kontakt mit Engeln aller Arten steht, kam nicht über die Schilderung eines Zwiegesprächs mit ihrem geflügelten Schutzpatron hinaus, denn der universalgelehrte Herr von Lucadou hatte natürlich auch hierzu sofort eine Anekdote parat.
Wer nun neugierig geworden ist, die Sendung aber verpasst hat, dem sei als kleiner TV-Tipp die Wiederholung (Samstag, 3. November, 22.30 Uhr, 3sat) angeraten. Für Dampfmaschinen-Nostalgiker bietet die ARD allerdings auch einen VHS-Mitschnitt feil - wer also noch über eine entsprechende Apparatur verfügen sollte, kann beherzt zugreifen.
1 Kommentar:
Muhuhahaha! Da bedauert man ja fast, keinen Fernseher zu besitzen!
Andererseits, eigentlich doch nicht...
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