Sonntag, 1. Juli 2007

Der Muscheltrick

Etwas ganz was Feines, sozusagen eine Auster unter Miesmuscheln, hat sich da die Marketing-Abteilung des Ölkonzerns Shell ausgedacht: einen neunminütigen Kurzfilm über "eine von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte", welcher eine derart saubere, heimelige und so gar nicht ölverschmierte Welt zeigt, dass man am liebsten sämtliche Solarzellen und Windkrafträder auf der Stelle zerschlagen möchte.
Der kompetent-coole holländische Ingenieur Jaap findet bei allem beruflichen Stress immer noch die Zeit, einer jungen asiatischen Reporterin seine Arbeit bei einem Trip mit Jeep und Hubschrauber zu erklären. Mitten in der von hollywoodreifer Musik unterlegten südostasiatischen Traumlandschaft klingelt permanent das Handy: Es ist Jaaps Sohn Max, ein pubertierender Teenager der unbedingt mit seinem Vater telefonieren möchte (Hä?). Nachdem es nun auch mit den neuen Ölfeldern Probleme gibt, rät die Reporterin - natürlich hat sie als Asiatin auch immer eine Lebensweisheit parat - zu einem Taptenwechsel, der zumindest ihr immer gegen die Schreibblockade hilft. So kommt es, dass Jaap und Max einen gemeinsamen Tag in Amsterdam mit Fußball und Fast-Food verbringen und Jaap beim Anblick seines Milch-Shake schlürfenden Sprößlings die Idee zum Schlangenbohrer kommt, mit dem sich viel mehr Öl als gewöhnlich durch ein einziges Bohrloch saugen lässt...
Was, Sportsfreunde von der Shell, soll ich denn nun aus diesem Film mitnehmen? Gut, Ihr macht auch nur Euren Job; Jaap rechtfertigt seinem Sohn gegenüber in einer Faustformel die ganze Ölindustrie: Ohne Öl keine Lkws, ohne Lkws kein Transport und ohne Transport keine Limonade - das leuchtet selbst mir, der ich schließlich auch hin und wieder tanken muss, ein. Und dass ich meinen Tank von nun am besten bei Euch fülle ist ebenso klar, denn immerhin seid Ihr die sauberen Jungs in einem schmutzigen Geschäft. Aber weiter? Soll ich jetzt etwa mehr tanken, damit auch ich einen Platz in der heilen Welt Eurer Oil-Opera habe? Und dementsprechend mehr fahren, während ich mich zufrieden-zuversichtlich im Sitz zurücklehne, weil Euer Schlangenbohrer, der auch noch den letzten Tropfen absaugt, genügend Zeit schindet um alternative Energiequellen zu erschließen? Wer sucht den nach diesen, Ihr? Klappt doch einfach den Deckel Eurer Muschel zu und denkt Euch einen neuen Trick aus.

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