Samstag, 2. Juni 2007

Schlag in die Nieren

De Grote Donorshow hat gestern Abend alle vorgeführt: Politiker, Medien und Blogger - aber irgendwie auch die Kranken.
Zugegeben, der Schachzug, mit dem die Macher der Sendung die Organspendeproblematik in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt haben, verdient auf alle Fälle Anerkennung. Bedenklich wird es allerdings, wenn man die Rolle der angeblich todkranken Spenderin betrachtet: Das Leiden von - wie in diesem Falle - Menschen mit einem Gehirntumor kann nicht mal eben einfach wegtransplantiert werden, und man muss sich die Frage stellen, ob hier nicht ein Bild des unheilbar Kranken geschaffen wird, dessen einziger Lebenszweck darin besteht, als menschliches Ersatzteillager zu dienen. Genau dies ist zum Beispiel eines der Argumente der Organspendegegner: die Konzentration bei der Behandlung Schwerstkranker richte sich in nicht wenigen Fällen nur zweitrangig auf deren Genesung, als primär auf die Verpflanzung ihrer noch intakten Organe.
Die Welle der Aufmerksamkeit welche durch De Grote Donorshow losgetreten wurde ist mit Sicherheit begrüßenswert, sollte sie sich jedoch als Strohfeuer entpuppen, wird sie wohl gerade das Gegenteil erzielen: eine verringerte öffentliche Bereitschaft sich mit der Spenderthematik auseinanderzusetzen und somit eine schwindende Hoffnung bei den tatsächlich Bedürftigen.
Das Anliegen des niederländischen Senders BNN in allen Ehren, aber das Lob, mit welchem er nun überhäuft wird, müsste zu einem großen Teil auch anderen Kanälen gebühren, die anstelle ihren Zuschauern Vollidioten in Wohncontainern zu präsentieren in zahlreichen Reportagen und Gesprächsrunden immer wieder auf tatsächliche Probleme hinweisen: Die Erkenntnis nämlich, dass es sich bei der Organspende um keinen unproblematischen Bereich handelt, rührt nicht erst von der gestrigen Donorshow.
Aus ihr lassen sich jedoch zwei weitaus interessantere Schlüsse ziehen: zum ersten hat die TV-Kultur mittlerweile ein Stadium erreicht, in welchem Otto Noch-Normal-Denker tatsächlich davon ausgehen muss, dass Live-Organspenden nicht mehr länger nur noch in zweitklassigen Science Fiction-Romanen auftreten können, und zweitens scheint die Gesellschaft mittlerweile derart abgestumpft, dass sie nur noch über eine Freitag Abend-Show für die Problematiken des Lebens zu erreichen ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

MORALIST !!! ehrlich währt am längsten !

Jean-Paul Téddôt hat gesagt…

Äh, okaaay...