Montag, 30. April 2007

Vom Saulus zum Paulus?

Wie Spiegel Online und die Konkurrenz einhellig berichten, verzichtet Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger vorerst auf eine Partizipation an den Aktivitäten des Studien-Zentrums Weikersheim. Diese vom kürzlich verstorbenen Hans Filbinger gegründete Einrichtung, eine am rechten Rand der Union angesiedelte Hege konservativen Wildwuchses, stand in der Vergangenheit immer wieder unter dem Verdacht, die schwarz-braune Demarkationslinie zu überschreiten.
Obwohl eine durchaus lobenswerte Entscheidung Oettingers bleibt irgendwie dennoch die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit bestehen. Seit der Trauerrede auf seinen Amtsvorgänger vergeht so gut wie kein Tag, an dem sich der Ministerpräsident nicht noch weiter von den rechts-konservativen Kräften - sowohl denen der eigenen Partei, als auch derer in noch weiterer Ferne - distanziert.
Alles eine Frage der Zeit also bis Oettinger - zwangsläufig - in der SPD auftaucht? Oder bis Sätze à la "Ich habe Herrn Filbinger nicht persönlich gekannt" und "Eine Person Hans Filbinger hat niemals existiert" fallen?

Sonntag, 29. April 2007

Der Fisch und seine Freundin

Ein malerischer See mit schwimmenden Fischerhüttchen ist der Schauplatz von "Seom - Die Insel", einem der früheren Filme des süd-koreanischen Wunderkindes Kim Ki-Duk. Hierher zieht sich eine Handvoll Hobby-Angler zurück um fern von Frau und Kind das Wochenende mit Saufen, Kartenspielen und, natürlich, Angeln zu verbringen. Versorgt werden sie von einer stummen Schönheit, welche per Boot Nahrungsmittel, Fischfangzubehör und Prostituierte - sie selbst bietet diese Dienstleistung ebenfalls an - zu den Hausbooten schippert.
Zwischen ihr und dem wortkargen Neuankömmling, der nicht von der "Passio Piscatoris" sondern der Flucht vor der Polizei an den See getrieben wurde, entwickelt sich schnell eine der außergewöhnlicheren Leinwand-Liebesbeziehungen. Inmitten der Schönheit des von Schilf und Nebel umgebenen Idylls vermögen die beiden es nur, sich einander über bluttriefende Gewalt zu nähern - Aggressionen, Suizidversuche und schließlich auch Mord sind dabei ihre einzigen Kommunikationsmittel.
Dieser Kontrast, aus atemberaubend schönen Aufnahmen einer von Wind und Wellen umwobenen Seen-Szenerie, die minutenlang auch ohne einen einzigen Dialog auskommt und der Sex und Gewalt-Melange, in welcher - so viel sei erwähnt- auch Angelhaken immer wieder eine Rolle spielen, ist das Leitthema, welches sich von Anfang bis Ende durch den Film zieht und eine ganze eigene, sonderbare Ästhetik kreiert. Darin agieren die beiden Hauptfiguren - trotz aller für- und gegeneinander aufgebrachten Leidenschaft - wie die Bewohner des Gewässers: kalt und stumm.
"Seom - Die Insel" ist anders als die "Diese drei Dinge nehme ich mit auf eine einsame Insel"-Insel, eine Bühne auf der Schönheit und Schmerz gleichzeitig mit zerstörerischer Anmut wandeln.

Samstag, 28. April 2007

Ruhig, Brauner!

Probier's mal mit Gemütlichkeit - dann klappt's auch mit der Karriere. Zum Beispiel als Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Günther Oettinger überstürzt nämlich auch nichts, sondern geht nach dem Motto "Immer mit der Ruhe" vor. So hat er sich gleich mehrere Tage Zeit gelassen, um, unbeeindruckt von den öffentlichen Reaktionen, seine bereits gehaltene Filbinger-Rede nochmals zu überdenken.
Jetzt hat er sich erneut Bedenkzeit genommen, aber gut Ding will ja schließlich auch Weile haben. Zwei Wochen hat er nun darüber sinniert, ob der Posten seines Redenschreibers vielleicht doch nicht ganz so optimal besetzt ist, und ob dieser am Ende - so berichtet Spiegel Online - nicht nur in einer anderen Abteilung, sondern vielleicht gleich ganz außerhalb der Staatskanzlei besser aufgehoben wäre.
Ich denke jedoch den guten Mann beruhigen zu können, denn bis der eselsgeduldige Oettinger diesbezüglich eine Entscheidung gefällt haben dürfte, wird der promovierte Politikwissenschaftler Michael Grimminger ohnehin das Rentenalter erreicht haben.
Eines stimmt mich jedoch nachdenklich: Auch wenn schon Konfuzius sagte, dass alles zu dem komme, der warte, lehrt doch die Theologie, dass Trägheit eine der sieben Todsünden sei. Könnte das nicht für einen Christ-Demokraten wie Herrn Oettinger eines schönen Tages noch zu massiven Problemen führen?

Freitag, 27. April 2007

Schäuble rollt zurück

Als Letzter scheint nun auch der Innenminister begriffen zu haben, dass sein Amt alleine keine ausreichende Rechtsgrundlage für die Genehmigung zur Online-Durchsuchung von Heimcomputern darstellt. Deshalb hat er bis auf weiteres auch erst mal seine Spürhunde in ihre Hüttchen nach Pullach und Wiesbaden zurückgepfiffen.

Unter uns, Wolfgang, was erhoffst Du Dir eigentlich auf meiner Festplatte zu finden? Bauanleitungen für Bomben? Die Hitler-Tagebücher? Oder gar die Weltformel?

Zuckerwatte

Ist leicht, süß und irgendwie zeitlos. Mit diesen Attributen lässt sich auch "Zuckerbaby", die erste von drei gemeinsamen Kinoproduktionen des regieführenden Hotel-Urenkels Percy Adlon und der immer charmanten bajuwarischen Actrice Marianne Sägebrecht, versehen.
Die Handlung ist schnell zusammengefasst: die einsame, übergewichtige Leichenbestatterin und Endvierzigerin Marianne verliebt sich in die Stimme des jungen und gut aussehenden U-Bahn-Fahrers Huber, einem einfachen aber gutmütigen Charakter, der eine monotone Ehe mit einer stereotypen Karrierefrau führt. Nachdem die Rubens-Frau den blonden Jüngling verfolgt und ihn schließlich auch verführt, beginnen die beiden eine äußerst erfüllte Affäre, deren Harmonie nur durch die Rückkehr der für zwei Wochen verreisten Frau Huber gestört wird.
Den Ausgang lässt der Film zwar offen, sein Reiz entsteht aber ohnehin auf andere Weise: die wenigen und knappen Dialoge, die kleinen aber bedeutsamen Gesten und das plötzliche Aufblühen der beiden Charaktere, welchen es gelingt aus ihrer jeweiligen Alltags-Tristesse, dem Bestattungsunternehmen beziehungsweise dem U-Bahn-Tunnel zu entfliehen.
Über das Genre Beziehungskomödie hinaus, ist "Zuckerbaby" aber vor allem eines, ein unglaublich stylisher Film in der Neonreklame-Optik der kalten und sterilen 80er Jahre. Mit minimaler musikalischer Untermalung, deren einziges Highlight der von Peter Kraus gesungene Rock 'n' Roll-Hit "Sugar Baby" bleibt, fließt der Film über Stadtautobahnen durch die Mietskasernen-Landschaft Münchens, taucht über Rolltreppen hinab in die Schächte der U-Bahn und wird ausschließlich durch seine beiden Protagonisten mit ein wenig Leben gefüllt.
Visuelle Zuckerwatte, Baby!

Donnerstag, 26. April 2007

Die Krankenschau

Dank der Riesenmaschine wurde ich auf folgende Seite aufmerksam: www.whoissick.org klärt über die Leiden dieser Welt auf. Konkret bedeutet dies, dass mittels einer Karte anonyme, jedoch real existierende Kranke auf dem ganzen Globus ausfindig gemacht werden können. So ist es dem geneigten Besucher möglich, eventuellen Husten, Schnupfen, Heiserkeit in der Nachbarschaft per Mausklick zu lokalisieren. Worin der weiterführende Zweck dieser Informationen bestehen soll, hat sich mir bislang jedoch noch nicht erschlossen. Vielleicht aber beschleunigt ja das Wissen um die Anteilnahme kalifornischer oder koreanischer Internet-Nutzer an der eigenen Magenverstimmung den Genesungsprozess? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hilft da nur der Selbstversuch. Seine Krankheit registrieren kann man übrigens denkbar einfach: Alter, Ort und Geschlecht in eine Maske eintippen und auf einer Liste das entsprechende Leiden auswählen und markieren. Eines vermisse ich dort allerdings, nämlich die Gehirnerweichung.

Die stärkste Waffe eines Menschen...

...ist seine Stimme. Diese Botschaft wurde mir heute via Fernsehgerät von der BILD vermittelt. Gut zu wissen, dachte ich und nahm mir vor, diese neue, biologische Waffe bei nächster Gelegenheit gleich mal auszuprobieren. Und was eignet sich hierzu schon besser als eine seit fast 30 Jahren bewährte Parole? Also:

HAUT DER SPRINGERPRESSE AUF DIE FRESSE!

Nichts für ungut, ich versuche doch lediglich Meinungen zu BILDen.

Mittwoch, 25. April 2007

Schiffstaufe

Sozusagen. Eigentlich eher ein Manifest; um den Bogen wieder zu spannen, meinetwegen ein maritimes. Dank modernster Technik ist das T-Boot in der Lage eine Vielzahl von Ereignissen wahrzunehmen, Berichtenswertes wird im Logbuch vermerkt. Die Häufigkeit der Einträge wird von derjenigen der Tauchfahrten - Unterwasser-Kommunikation ist ja bekanntlich so eine Sache - abhängen, der Inhalt entweder in der Kombüse zubereitet oder direkt durch das Torpedorohr versendet. Außerordentliche Entdeckungen werden via Periskop auf die Augen oder mit dem Echolot hinter die Ohren gegeben - die Navigation innerhalb der Seitenleiste dürfte selbst Landratten keine allzu großen Schwierigkeint bereiten.

Ahoi!

Dienstag, 24. April 2007

Stapellauf

Willkommen an Bord!

Das T-Boot, Flagschiff der Téddôt-Klasse und Prototyp eines mit Bio-Diesel betriebenen, voll verchromten Unterwasser-Kreuzfahrt-Trägers stellt seinen Passagieren - auch den blinden - das Logbuch zur Einsicht bereit.

Der Kapitän,

Jean-Paul Téddôt