Dienstag, 26. Februar 2008

Ein Amerikaner in Pjöngjang

Nette Überschrift, stimmt aber nicht ganz, denn derzeit halten sich gleich mehrere Amerikaner in der nordkoreanischen Kapitale auf, nämlich die New Yorker Philharmoniker, die dort im Rahmen eines Konzertes unter anderem auch George Gershwins bekannte Suite zum Besten geben, in welcher der Protagonist durch Paris wandelt.
Obwohl der Auftritt bereits als diplomatischer Geniestreich gefeiert wird, dürfte bislang allerdings unklar sein, ob die Musikanten jemals wieder aus der demokratischen Volksrepublik in den Big Apple zurückkehren werden, denn der "Liebe" Führer, dessen PdAK (Partei der Arbeit Koreas) neben Hammer und Sichel auch den Pinsel in ihrer Flagge führt, hat sich in der Vergangenheit schon häufig als allzu großer Kunstliebhaber erwiesen - etwa 1977 als der passionierte Cineast den Regisseur Shin Sang-ok und seine Frau, die Schauspielerin Choi Eun-hee aus dem südlichen Teil der koreanischen Halbinsel entführen lassen hat.
Ein Hintertürchen bleibt freilich auch für Lorin Maazel und sein Ensemble offen: In der Vergangenheit trat das Orchester immer wieder hinter dem Eisernen Vorhang auf, und auch dieser ist schließlich eines Tages gefallen - unter Umständen ja sogar aufgrund musikalischer Beschallung. In diesem Fall kann die Devise also nur lauten: Spielt’s ihm noch einmal, dem Kim!

T-Boot-TV-Tipp: arte strahlt das kuriose Konzert übrigens ab 19.00 Uhr aus.

Samstag, 16. Februar 2008

Die U-Frage

Was ist der Unterschied zwischen Jean-Paul Téddôt und Klaus Zumwinkel? Ganz einfach: während das T-Boot nach beinahe halbmonatigem Tauchgang wieder an der Oberfläche der Blogosphäre erscheint, hat sich der ehemalige Post-Primus endgültig als untragbar (oder sollte man besser sagen unzustellbar?) erwiesen. Eine durchaus nachvollziehbar Entwicklung, denn während sich Jean-Paul Téddôt in der Zwischenzeit mit John Stuart Mills Utilitarismus und somit der Theorie befasst hat, dass die Förderung des allgemeinen gegenüber der des individuellen Glücks absoluten Vorrang genießt, hat der einst erste Briefträger im Land Millionen Euro (und das auch noch in Briefmarken!) an Steuern hinterzogen. Um Glück zu erreichen, so Mill weiter, ist es unabdingbar die Lust zu befriedigen beziehungsweise die Unlust abzuwenden. Dementsprechend ist alles, was zum Lustgewinn beiträgt nützlich - daher auch die Bezeichnung Utilitarismus. Während Zumwinkels Machenschaften nun weder lustvoll noch lustig sind, gelingt es M. Téddôt mit seinem neusten Eintrag immerhin einen seiner dreieinhalb Stammleser zu unterhalten, und nebenbei den Beweise zu führen, dass auch dröge Moraltheorien eine praktische Entsprechung finden können.