Freitag, 8. Januar 2010

Sofia Calling

So eine Überschrift kommt dabei raus, wenn man einen in London spielenden Roman eines bulgarischen Autoren mit dem Titel eines Klassikers der Sex Pistols zu kombinieren versucht. Immerhin schafft es Alek Popovs Mission: London damit in dieses Weblog.
Die Handlung en bref: der aufgeblasene bulgarische Diplomat Varadin Dimitrov tritt nach mehrmonatiger Vakanz die Stelle des Botschafters in der britischen Hauptstadt an. Alles was er jedoch vorfindet, ist ein Sauhaufen, der sich dank Dimitrovs eigener Unfähigkeit - sowie mit tatkräftiger Unterstützung einiger Kleinkrimineller, einer dubiosen PR-Agentur und einer widerspenstigen Putzfrau - im Verlauf der Geschichte über einen Scherben- bis hin zu einem Trümmerhaufen zu entwickeln droht. Dass am Ende wieder der Urzustand einkehrt und die gesamte Delegation wider Erwarten doch nicht nach Sofia zurückbeordert wird, ist dabei weniger dem Geschick der Protagonisten als eher dem Glück oder göttlicher Fügung zuzuschreiben.
Sprachlich und stilistisch sicher kein Meisterwerk - dies mag freilich nur für die deutsche Übersetzung gelten - kann Mission: London durch seinen hohen Unterhaltungswert dennoch überzeugen. Indem er sich sämtlicher Klischees über Osteuropa und den Balkan bedient, bildet der Roman auf pointierte Weise die Anstrengungen, Hoffnungen und Sorgen der Beitrittskandidaten während der Gespräche um die EU-Osterweiterung ab. Popov inszeniert einen subtilen Clash of Cultures, der zwar mit einigen humoristischen Höhepunkten aufwarten kann, vor allem aber auf einem konstanten Niveau zu amüsieren weiß.

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