Die Barden balgen sich
Heute in Helsinki, Finnland, um im Rahmen des Eurovision Song Contest den Besten ihrer Zunft zu ermitteln. Nun ja, eigentlich wird der Sieger des Sangeswettstreits nicht direkt dort ermittelt - die teilnehmenden Troubadoure spielen lediglich in der skandinavischen Hauptstadt vor. Abgestimmt wird nämlich via Televoting und hier liegt auch schon der Hund beziehungsweise Elch begraben: Seit Yugoslawien und die Sowjetunion in eine Vielzahl von Einzelstaaten zerfallen sind, findet bei der Abstimmung eine regelrechte Wettbewerbsverzerrung statt, die den Sinn der ganzen Veranstaltung in Frage stellt. Auf dem Balkan zum Beispiel, wo man vor gar nicht allzu langer Zeit noch aufeinander geschossen hat, schustert man sich jetzt, unabhängig von der Qualität der Darbietungen, gegenseitig die Punkte zu.
Man könnte sich stundenlang darüber echauffieren, wäre der Concours Eurovision de la Chanson nicht eine in e-musikalisch völliger Bedeutungslosigkeit dümpelnde Tri-Tra-Tralala-Veranstaltung, der Kitsch-Kommerz in Reinkultur, dessen Ernsthaftigkeit unter anderem schon dadurch belegt wird, dass es solch illustren Persönlichkeiten wie dem deutschen Schlager-Patron Ralph oder Rolf oder Rudi Siegel möglich ist, diesen Wettbewerb über Jahrzehnte hin zu dominieren.
Welche Erwartungen also kann man überhaupt noch an das kontinentale Vorsingen richten? Mir jedenfalls fällt außer einem Schmunzeln zwischen zwei Schluck Bier, welches die geckenhaften Gesangeskünstler auf mein Gesicht zaubern nicht mehr allzu viel ein.
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